1839 -
Leipzig
: Fleischer
- Autor: Nösselt, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gelehrtenschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
laden lassen, drang er, ohne sich in ein Gefecht einzulassen, in die Ge-
birgsthäler von Wales ein, und brachte den Fürsten durch Hunger so
weit, daß er sich unterwarf, die Huldigung leistete, und die Kriegs-
kosten bezahlte. Da aber die Engländer das eroberte Land drückten
und die Walliser übermüthig behandelten, griffen diese nach einigen
Jahren wieder zu den Waffen. Eduard drang zum zweiten Male ins
Land ein, Lewellyn wurde in einem Gefecht geschlagen und getödtet,
sein Bruder David setzte zwar den Krieg fort, wurde aber endlich ge-
fangen genommen, und auf Eduards Befehl gehenkt, und das Land
erhielt englische Verwaltung (1283). Damit aber nicht die vaterländi-
schen Gesänge, welche an festlichen Tagen von den Barden abgesun-
gen worden, die alte Freiheitsliebe wieder erwecken möchten, ließ er
alle wallisische Barden zusammenkommen und dann hinrichten.
Durch den Tod des Königs Alexander 3. von Schottland,
eines Schwagers Eduards, 1286 wurde eine Reihe von blutigen Krie-
gen zwischen Schottland und England eröffnet. Es erlosch nämlich
mit ihm der Mannsstamm der alten schottischen Könige. Er hatte
zur Nachfolgerin seine Enkelin Margarethe, die Tochter des Königs
von Norwegen (Erich), ernannt, und Eduard hatte die Absicht, sie
mit seinem ältesten Sohne zu verheirathen, und auf diese Weise die
Kronen von England und Schottland zu vereinigen. Aber Margarethe
starb auf der Reise nach Schottland, und nun erhob sich ein großer
Streit um die schottische Krone, indem 13 Bewerber auftraten. Das
nächste Recht hatten unstreitig Johann Baliol (spr. Bälljoll) und
Robert Bruce (B^ths). Beide stammten von Alexanders Groß-
oheim, einem Grafen von Hundington, ab, der den Richard Löwen-
herz auf seinem Kreuzzuge begleitet hatte. Die Schotten wandten
sich an Eduard, und baten als Schiedsrichter zu entscheiden. Der
König ergriff diese Gelegenheit mit Vergnügen, die Oberhoheit über
Schottland, die bisher vielfach bestritten worden, geltend zu machen.
Er berief das schottische Parlament nach Norham, einer Festung am
Grenzflüsse Tweed (spr. Twihd), erschien hier mit einem großen Heere,
ließ hier zuvörderst die Oberhoheit Englands über Schottland aner-
kennen, und erklärte sich dann für Johann Baliol, weil dieser von
einer älteren Tochter des Grafen von Hundington, Bruce dagegen
von einer jüngern abstammte. Baliol wurde gekrönt, und leistete die
Huldigung.
Allein das gute Verhältniß zwischen beiden Monarchen dauerte
nicht lange. Eduard gefiel sich darin, den Schotten sein Uebergewicht
zu zeigen; er nahm nicht nur Appellationen schottischer Unterthanen
an, sondern zwang auch den neuen König in Person vor dem könig-
lichen Gerichte in London zu erscheinen, und zwar um Baliol zur
Empörung zu reizen, und dadurch einen Vorwand zu erhalten, sich