1839 -
Leipzig
: Fleischer
- Autor: Nösselt, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gelehrtenschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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Besitz. Schon früher hatte er durch Erbschaft die Oberpsalz (jetzt
ein Theil des nördlichen Baierns) an sich gebracht. Ebenso das Her-
zogthum Schlesien. Dies Land bestand damals aus mehreren Für-
stentümern. Die meisten derselben hatte schon Karls Vater, Johann
von Böhmen, seiner Hoheit unterworfen. Nur ein Fürst war unab-
hängig^aeblieben: Herzog Bolko von Schweidnitz und Jauer. Dessen
Tochternewatbete nun Karl, und brachte dadurch auch jene beiden
Fürstenthümer an sich. Ganz Schlesien, die Grafschaft Glaz und die
Oberlausitz wurden darauf der Krone Böhmen einverleibt (135b). Da-
gegen konnte er nicht hindern, daß Tyrol an das Haus Oestreich
kam. Die obengenannte Margarethe Maultasch nämlich, die keine
Erben hatte, räumte ihr Land dem Hause Oestreich ein.
Um doch etwas auch für das deutsche Reich zu thun, gab Karl
die sogenannte goldene Bulle (1356). Dies ist ein Gesetz, durch
welches genau bestimmt wurde, wie es mit der Wahl und Krönung
des Kaisers gehalten werden müsse, welchen Fürsten die Wahl zukomme
u. dgl. Als solche Wahl- oder Kurfürsten wurden sieben bestimmt:
die Erzbischöfe von Mainz, Trier und Cöln, der König von Böh-
men, der Herzog von Sachsen-Wittenberg, der Markgraf von
Brandenburg und der Pfalzgraf am Rhein. Nur diese sieben
sollten künftig wählen.
Zehn Jahre vor seinem Tode unternahm Karl einen zweiten
Nömerzug, der eben so wenig ehrenvoll war wie der erste. Auch
dies Mal empfingen ihn die Italiener voll Freude, und in der Hoff-
nung, er werde die Ruhe Herstellen. Aber er erfüllte diese Hoffnung
nicht, und Alles blieb, wie es gewesen war. Nachdem Karl die Freude
gehabt hatte, daß die Kurfürsten seinen ältesten Sohn Wenzel zum
römischen König wählten, starb er in Prag 1378.
Wenzel, 1378—1400, war ein äußerst träger Mann. In
seiner Kindheit war er nie zum Gehorchen angehalten worden; darum
verstand er auch in d-er Folge nicht zu regieren. Sein Vater hatte
doch wenigstens seine Erbländer recht blühend gemacht; aber auch um
diese bekümmerte sich der für Alles gleichgültige Wenzel wenig. Die
Folge seiner Unthätigkeit war, daß das Ansehen des Kaisers immer
mehr verfiel, und die Folge hiervon wieder, daß Jeder that, was ihm
gefiel und wozu er die Macht hatte. Fast zu keiner Zeit gab es da-
her so viele kleine Kriege in Deutschland als unter dem schwachen
Wenzel. Die Städte, besonders die freien Reichsstädte, waren durch
Fleiß und Betriebsamkeit immer reicher geworden, und wurden daher
bald von benachbarten Fürsten und Edelleuten überfallen, bald vom
Kaiser mit zugemutheten Geldzahlungen beunruhigt. Nun hatte zwar
schon längst jede Stadt sich mit festen Mauern und Graben um-
geben, und die Bürger waren geübte Schützen geworden. Aber jetzt