1839 -
Leipzig
: Fleischer
- Autor: Nösselt, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gelehrtenschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
313
suchte Cuba genauer, entdeckte Jamaika, die ihm vor allen andern
Inseln gefiel, und kehrte nach 2 Monaten nach Haiti zurück. Hier
eilte ihm sein Bruder Bartholomeo in die Arme. Er war auf
seiner Reise nach England den Seeräubern in die Hände gefallen,
und war, als er endlich losgekommen, so ausgeplündert gewesen, daß
er erst durch Kartenzeichnen sich so viel erwerben mußte, um vor dem
Könige in anständiger Kleidung erscheinen zu können. Bei Heinrich 7.
sowohl, als bei dem Könige von Frankreich (Karl 8.), war er sehr
gnädig, als der Bruder des berühmten Entdeckers, ausgenommen wor-
den. Auch Ferdinand der Katholische erwies ihm viel Ehre, und
schickte ihn mit drei Schiffen nach Haiti, seinem Bruder die verlang-
ten Lebensmittel zuzuführen.
Die Unzufriedenheit der Spanier mit Colombo war indessen
immer größer geworden, weil er sie zur Ordnung und zur Menschen-
freundlichkeit gegen die Indianer anhalten, und sie sich nicht darein
fügen wollten. Die Wilden verloren endlich die Geduld; mehrere
Kaziken verschworen sich gegen die Spanier, und hätte Guacanagari
nicht den Plan verrathen, so wäre Colombo verloren gewesen. Jetzt
ging er schnell mit 200 Fußsoldaten, 20 Reitern und 20 großen Hun-
den auf sie los, und jagte damit an J00,000 Wilde in die Flucht.
Es war entsetzlich anzusehen, wie die Reiter unter die Fliehenden metzel-
ten, und die Hunde die Schenkel und Beine der armen Nackenden
zerfleischten. Caonabo wurde dabei gefangen, und wurde nach Spa-
nien eingeschifft, starb aber unterwegs. Nun gehorchten zwar die In-
dianer jedem Winke der Spanier, und die Kaziken versprachen, jähr-
lich dem Könige von Spanien einen Tribut zu bezahlen; aber Colombo
bekam dadurch noch keine Ruhe. Die aussätzigen Spanier hatten ihn
bei dem Könige verklagt. Dieser schickte einen seiner Höflinge, Juan
Aguado, ab, um den Zustand der Dinge auf Haiti zu untersuchen.
Aguado betrug sich aber so übermüthig gegen Colombo, daß dieser
nach Spanien eilte, um vor dem Throne Gerechtigkeit zu suchen.
Ferdinand erkannte auch seine Unschuld an, Aguado wurde zurückge-
rufen; aber es dauerte fast ein Jahr, ehe Colombo eine neue Flotte
zu einer dritten Entdeckungsreise erhielt.
Am 30. May 1498 fuhr Colombo mit 8 Schiffen zum dritten
Male aus Spanien ab. Da sich dies Mal nicht genug Freiwillige
gemeldet hatten, so hatte ihm der König einen Haufen Verbrecher aus
den Gefängnissen mitgegeben, die dort in den Bergwerken arbeiten
sollten. Das war sein Unglück; denn diese Leute waren widerspenstig,
und machten ihm unsägliche Noch. Er hielt sich dies Mal noch süd-
licher, entdeckte die große Insel Trinidad, sah zum ersten Male die
Nordküste von Südamerika, fand hier gutmüthige Eingebohrne, die
fast ganz nackt gingen, und segelte dann nach manchen großen Ge-