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1. Theil 3 - S. 21

1839 - Leipzig : Fleischer
\ A der einen, und Zwingli und Oekolampadius auf der andern Seite ver- anstaltete; aber da Keiner den Andern überzeugen konnte, so gingen sie, zwar mit dem Versprechen, einander brüderlich zu lieben, aber doch ohne sich geeinigt zu haben, auseinander. Der Haß der katholischen Kantons gegen die evangelischen war so groß, daß es 1531 zu einem offenen Kriege kam, den Zwingli zu hindern nicht vermochte. Nach einer alten Gewohnheit forderte der zürcher Rath ihn auf, als Geistlicher das Banner der Stadt zu be- gleiten^ Auf dem Stiftsplatze vor seiner Wohnung sammelte sich ein Theil des Kriegsvolks. Es ward ein Pferd herbeigeführt, welches er besteigen sollte. „Die Stunde ist gekommen, daß wir uns trennen," sprach er zu seiner Frau, die vor Betrübniß vergehen wollte; „es ser- so! Der Herr will es! Er sey mit Dir, mit mir und unfern Kin- dern!" Er umarmte sie. Schauerliche Ahnungen beraubten sie fast der Sprache. „Werden wir uns wieder sehen?" ries sie endlich. „Wenn der Herr es will," sprach Zwingli gefaßt, „sein Wille ge- schehe!" — „Und was bringst du zurück, wenn du kommst?" fragte sie weiter. — „Segen nach dunkler Nacht!" war seine Antwort. Noch herzte er die Kleinen, und riß sich los. Als er um die Ecke der Straße ritt, und sie ihm das letzte Lebewohl zugewinkt hatte, hatten beide einander zum letzten Male hienieden gesehen. Dann warf sich Anna in der einsamen Kammer mit ihren Kindern nieder, und betete: „Vater, nicht mein, dein Wille geschehe!" Und dies Gebet wirkte, daß ihre Seele nicht erlag, als man ihr bald darauf den traurigen Aus- gang der Schlacht und den Tod ihres geliebten Mannes meldete. Sie überlebte ihren Gatten um 7 Jahre. Es kam am 11. November 1531 bei Cappel zur Schlacht. Die Zürcher mußten der Uebermacht weichen. Zwingli sank, mit Wunden bedeckt, mit seinem getödteten Pferde zu Boden, unmittelbar, nachdem er einem Sterbenden Worte des Trostes zugerufen hatte. Er lag da mit heiterem Angesicht, den Blick nach Oben gerichtet. Indessen hatten sich Mehrere der Feinde, die ihn nicht kannten, zu ihm gestellt, und fragten ihn, ob er beichten wollte? Da er es mit Kopfschütteln ver- neinte, und sich auch weigerte, die Heiligen anzurufen, vief Hauptmann Vokinger aus Unrerwalden: „so müßt du sterbe, du hartnäckiger Ketzer!" und gab ihm den Todeshieb. Kaum hatte man ihn erkannt, so verbreitete sich schnell das Gerücht, der verhaßte Ketzer Zwingli liege draußen erschlagen. Mit vieler Freude strömte die rohe Menge herbei, und umstand die Leiche des frommen Mannes. Doch nicht so Alle; ein Conventual konnte sich der Thränen nicht enthalten, und sprach: „welches auch dein Glaube gewesen ist, ich weiß, daß du ein frommer Eidgenosse warst. Gott sey deiner Seele gnädig!" Noch , an demselben Tage wurde sein Leichnam auf dem Schlachtfelde gevier-
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