1839 -
Leipzig
: Fleischer
- Autor: Nösselt, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gelehrtenschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
seille; aber der französische Obergeneral, Montmorency, hatte
umher verwüstet, so daß Hunger und Seuchen den Kaiser nöthigten,
den mit so glänzenden Hoffnungen begonnenen Feldzug wieder aufzu-
geben, und nach Italien zurückzukehren. So hitzig der Krieg ange-
fangen hatte, so schnell war man nun seiner überdrüssig, und schon im
folgenden Jahre 1537 übernahmen die beiden Schwestern des Kaisers,
Marie verwittwete Königin von Ungarn, und Eleonore, Gattin des
Königs von Frankreich, das Geschäft, beide Partheien zu vertragen.
Sie und der Papst Paul 3. (Papst Clemens 7. war 1534 gestor-
den) brachten 1538 einen Waffenstillstand zu Stande. Paul beredete
den Kaiser und den König, nach Nizza zu kommen, in der Hoff-
nung, eine persönliche Einigung zwischen beiden Schwägern zu bewir-
ken. Aber der gegenseitige Haß war so groß, daß sie nicht dahin zu
bringen waren, einander zu sehen. Alles, was er ausrichten konnte,
bestand darin, daß sie, indem er bald zu dem Einen, bald zu dem
Andern ging, versprachen, zehn Jahre lang die Waffen ruhen zu las-
sen. Während dessen sollte Jeder behalten, was er inne hatte. Das
ist der Waffenstillstand von Nizza.
Kaum war Karl nach Genua zurückgereist, so ließ ihn Franz
einladen, in Aiguesmortes, einer kleinen Stadt an der Mündung
der Rhone, landen zu wollen, wenn er auf seiner Fahrt nach Spanien
bei der Küste vorbeisegle, weil Franz sich mit ihm zu unterreden
wünsche, — ein sonderbarer Antrag, da ja Franz in Nizza der Ge-
legenheit, ihn zu sprechen, aus dem Wege gegangen war. Karl wil-
ligte ein; er landete in Aiguesmortes, wurde von Franz königlich be-
wirthet und mit Freundschastsversicherungen überhäuft.
Wirklich schien die neue Freundschaft sich befestigen zu wollen,
indem ihm Franz im folgenden Jahre 1539 neue Beweise seiner Zu-
neigung gab. Die Stadt Gent hatte sich gegen Karl empört, und
Franz um Hülfe gebeten. Dieser aber wies nicht nur jede Einmi-
schung zurück, sondern machte auch bei dem Kaiser Anzeige davon;
ja er lud sogar Karln ein, seinen Weg von Spanien aus durch Frank-
reich zu nehmen, weil dieser Weg kürzer und sicherer als der Seeweg
sey. Karl nahm das Erbieten dankbar an, wurde in Frankreich mit
der größten Auszeichnung behandelt, und in Fontainebleau und Paris
herrlich bewirthet. Allein leider waren alle diese Freundschaftserwei-
sungen von Seiten des Königs nicht ernstlich gemeint; er hatte dabei
keine andre Absicht, als den Kaiser zu gewinnen, ihm Mailand abzu-
treten, und da er seinen Zweck verfehlt sah, trat der alte Haß wieder
an die Stelle der erheuchelten Freundschaft.
Ehe aber ein neuer — der vierte — Krieg ausbrach, unternahm
Kaiser Karl 1541 seinen zweiten Zug nach der No rdküfte Afrika's.
Der Wilde Hayradin hatte seit dem ersten Zuge seine Seeräubereien
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