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1. Theil 3 - S. 39

1839 - Leipzig : Fleischer
39 befehle ich meinen Geist! Freunde, betet zu Gott für sein Evangelium, daß es ihm wohl gehe; denn der leidige Papst zürnet hart mit ihm," reichte jedem die Hand, schlief bis 1 Uhr, und weckte dann den Doc- ter Jonas und seine Bedienten, die bei ihm schliefen. „O Herr Gott!" rief er, „wie ist mir so übel! Mich drückt's so hart um die Brust! O ich werde zu Eisleben bleiben!" Man half ihm sogleich heraus, und brachte ihn in die Stube, wo er langsam umherging. Indessen war das ganze Haus in Bewegung gerathen; man holte die Aerzte, Graf Albrecht und die Gräfin eilten mit stärkenden Arzneien herbei, und der eine rieth dies, und der andere jenes. Luther aber faltete die Hände und betete: „mein himmlischer Vater, ewig barm- herziger Gott, du hast mir deinen lieben Sohn Jesum Christum ge- offenbaret; den habe ich gelehrt, den habe ich bekannt, den liebe ich und den ehre ich als meinen lieben Heiland und Erlöser. Nimm meine Seele zu dir!" Dann sprach er: „ich fahre dahin, aber wir haben einen Gott, der da hilft, und einen Herrn, der vom Tode er- rettet." Darauf rief er drei Mal: „in deine Hände befehle ich mei- nen Geist! Du hast mich erlöst." Da er plötzlich schwieg und zu- sammensank, so rieb ihm die Gräfin die Schläfen mit Spiritus; er öffnete auch noch einmal die Augen, konnte aber nur noch schwach mit Ja oder Nein antworten. Cölius und Jonas aber fragten ihn: „aller- liebster Vater, bekennet ihr Christum, den Sohn Gottes, unfern Hei- land und Erlöser?" — „Ja!" war seine vernehmliche Antwort. Nun aber wurde ihm Stirne und Angesicht kalt, er holte noch einmal tief Athem, und entschlief sanft mit gefallenen Händen. Dies war am 18. Februar 1546, in der Nacht zwischen 2 — 3 Uhr. Sogleich wurde ein Eilbote nach Wittenberg an den Kurfürsten Johann Friedrich geschickt (einen Sohn Johanns des Standhaften, der 1532 gestorben war), und dieser befahl, daß die theure Leiche nach Wittenberg gebracht werde. Als die Nachricht von Luthers Ableben in Eisleben sich ver, breitete, trauerte die ganze Stadt wie um einen Vater, und als ihm Justus Jonas eine Leichenrede hielt, blieb kein Auge trocken. Auf dem Zuge von Eisleben über Halle nach Wittenberg wurden in allen Dörfern die Glocken geläutet, und segnend standen die Landleute in Trauerkleidern am Wege. In Wittenberg wurde die Leiche in der Schloßkirche vor dem Altäre eingesenkt; eine schöne Metallplatte deckt noch die Ruhestätte des großen Reformators. Melanchthon lebte noch 14 Jahre länger; dann wurde itzm neben seinem Freunde sein Grab angewiesen. Da ruhen sie neben einander friedlich, wie sie einst ge- meinsam die reine Erkenntniß Gottes unter den Menschen auszubrei- ten sich bemühten. Bald nach Luthers Tode erkannten seine Freunde, wie gütig die Vorsehung ihn gerade jetzt abgefordert habe, -da die Spannung der
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