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1. Theil 3 - S. 77

1839 - Leipzig : Fleischer
77 len, der Kaiser wolle sich wohl selbst in den Besitz jener Länder setzen. Denn er sandte ein Heer nach dem Iülichschen, das sich der Festung Jülich bemächtigte. Ein Krieg schien unvermeidlich, und wie leicht konnte er sich über ganz Deutschland verbreiten, da die damals eben zusammengetretene Union und selbst der König Heinrichs von Frank- reich sich für die beiden Prätendenten erklärte. Wirklich kam es auch schon zu Feindseligkeiten, bei denen die kaiserlichen Truppen den Kür- zern zogen, und endlich wurde ihnen Jülich wieder entrissen. Dar- über starb Kaiser Rudolpb. Die beiden Fürsten, die sich in Besitz der Iülichschen Länder gesetzt hatten, hatten sich indessen wieder verun- einigt, und es drohte abermals ein innerer Krieg. Da kamen sie au den vernünftigen Gedanken, durch eine Vermählung des Pfalzgrafen Wolfgang Wilhelm mit einer Tochter des Kurfürsten Johann Siegis- mund allem Streite ein Ende zu machen. Nur über das Heiraths- gut war man noch nicht einig; darüber wollte man 1613 auf einer Zusammenkunft in Düsseldorf sich besprechen. Es war bereits alles auf dem besten Wege, als eine Uebereilung des Kurfürsten den Frie- den wieder störte. Es entstand nämlich über der Tafel ein Wort- wechsel zwischen dem künftigen Schwiegervater und dem künftigen Schwiegersöhne, der sich mit einer Ohrfeige endigte, die der Kurfürst dem Pfalzgrnfen gab. Dieser verließ den Saal im heftigsten Zorne, und reiste sogleich ab. Um sich zu rachen, verband er sich mit der Liga, trat zur katholischen Kirche über, und rief sogar die Spanier zu seinem Beistände ins Land. Der Kurfürst dagegen bat die Holländer um Hülfe, und nahm, ihnen zu gefallen, den reformirten Glauben an. Holländer und Spanier brachen nun in die blühenden Rheinländer ein, und man mußte die blutigsten Auftritte zwischen ihnen erwarten. Da legten sich England, Frankreich und die Union ins Mittel, und redeten den beiden streitenden Partheien zu, sich lieber zu vergleichen, als das Land fremden Heeren preiszugeben. Ihre Vorstellungen fan- den Eingang; im Vergleiche zu Tanten (unweit' Wesel) 1614 wurde bestimmt, daß Cleve, Mark und Ravensberg an Brandenburg, dagegen Jülich, Berg und Ravenstein an Pfalz-Neuburg fallen solle. Mit Mühe brachte man es endlich auch dahin, daß die holländischen und spanischen Truppen wieder abzogen. Rudolph hatte seinen Bruder Matthias nie recht leiden können; aber seit ihn derselbe zur Abtretung von Ungarn und Oestreich ge- zwungen hatte, war er ihm ganz zuwider, und der Gedanke, daß Matthias ihm einst als König von Böhmen, dem Lande, das ihm unter allen am liebsten war, folgen sollte, war ihm unerträglich. Der einzige seiner Verwandten, dem er zugethan war, war der Erzherzog Leopold, sein Vetter, Bischof von Passau und Straßburg, und end- lich beschloß er, diesem die Erbfolge von Böhmen und Schlesien zuzu-
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