1839 -
Leipzig
: Fleischer
- Autor: Nösselt, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gelehrtenschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
100
lischen Thron vorzubereiten. Auf seinen Betrieb ernannte Eduard zu
seiner Nachfolgerin die junge Johanna Gray, eine Tochter des
Herzogs von Suffolk, Enkelin der jüngern Schwester Heinrichs 8., und
Schwiegertochter Northumberlands. Dadurch überging er also Maria,
die Tochter Heinrichs 8. und der Katharina von Aragonien, und
Elisabeth, die Tochter der Anna Boleyn. Johanna war erst
16 Jahr, und eben so gelehrt und liebenswürdig, als bescheiden. Ihr
Gemahl war Guilford Dudley (sprich Gilford Doddli), mit dem sie
in der glücklichsten Ehe lebte. Aber ihr Unglück war, daß sowohl ihr
Vater, als ihr Schwiegervater allgemein gehaßt wurden. Sobald
Eduard (1553) gestorben war, ließen beide Männer die Johanna Gray
gegen deren Neigung zur Königin ausrufen. Aber das Volk war ihr
theils aus Haß gegen die beiden Herzoge, theils aus Liebe für die
Rechtmäßigkeit der Thronfolge abgeneigt. Sie saß daher kaum eine
Woche auf dem Throne; dann siel das Volk der
Maria zu (1553 — 58). Johanna, ihr Gemahl, und die Väter
beider mußten das Blutgerüste besteigen, und sie starb mit der Fassung
und Ergebung, welche großen Seelen eigen ist. Unter Mariens Regie-
rung war England nicht glücklich. Sie hatte von ihrer Mutter die
Vorliebe für den katholischen Glauben geerbt, verbot die Ausübung
des evangelischen sowohl als des von ihrem Vater eingeführten Got-
tesdienstes, und ließ die, welche ihre Religion nicht wie ein Kleid wech-
seln wollten, grausam hinrichten. Es - wurden allein 270 Personen
verbrannt. Auch Cranmer mußte seines^Glaubens wegen den Schei-
terhaufen besteigen, und der neue Erzb'sch^s von Canterbury Gardi-
M d V ( (U 1f ms K.n* » f rt f rt M V> A V* Avrtm Mt i*(a f Vy 11 V W\ tfit/Yo
aus eigner Lust bei der Marterung der Verurtheilten selbst Hand an.
Daß Maria den stolzen und herzlosen Philipp 2. von Spanien hei-
- rathete, vermehrte den Haß gegen sie, und als sie nach einer fünfjäh-
rigen Regierung starb, war die Freude allgemein. Das nächste Recht
auf den Thron hatte nun Elisabeth, die Tochter Heinrichs 8. und
p der Anna Boleyn. Als die Nachricht von Mariens Tode ins Parla-
ment kam, rief dieses einstimmig aus: „Gott segne die Königin Eli-
sabeth! Lange und glücklich sey ihre Regierung!" Die Glocken wurden
geläutet, Freudenfeuer angezündet, und Tafeln mit Speisen auf die
Straßen gesetzt, um, nach der Sitte jener Zeit, die Vorübergehenden
zu bewirthen.
Elisabeth, 1558 —1603, hatte unter ihrer Stiefschwester Maria
eine traurige Jugend verlebt. Wenig sehlte, daß diese sie, gleich der
Johanna Gray, hinrichten ließ, indem sie ihr Theilnahme an einem
Aufstande Schuld gab. Eine Zeitlang saß sie deshalb im Tower ge-
fangen, und als sie wieder losgelassen wurde, konnte sie nur durch die