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1. Theil 3 - S. 117

1839 - Leipzig : Fleischer
117 ziehung des Vermögens gestraft. Unter Philipp wurde die Inquisi- tion noch geschärft; der leiseste Verdacht wurde als Schuld betrachtet, und wer, angeschuldigt, die Ketzerei eingestand, wurde nur — erdrosselt. Aber die Inquisition war es nicht allein, worüber die Nieder- länder schwere Klage führten. Philipp ertheilte gegen die ausdrückli, chen Privilegien der Niederländer seinen Spaniern die wichtigsten Aem- ter des Landes, und belegte ihr Land mit spanischen Soldaten, die jeden Laut des Mißvergnügens gewaltsam zu unterdrücken bereit wa- ren. Wiederholt baten die Einwohner, ihnen diese Last zu entnehmen. Philipp wurde ««willig, und rief: „ich bin auch ein Ausländer! will man nicht lieber auch mich aus dem Lande jagen?" — Endlich wil- ligte er in den Abmarsch ein. So war der Anfang seiner Negierung; wie konnten sich die Niederländer viel Gutes davon versprechen? Wohl hatten sie einige große Männer unter ihrem Adel, die sich hätten an ihre Spitzen stellen können; aber ein gutgesinntes Volk ist nicht geneigt, gegen seinen rechtmäßigen Herrscher aufzustehen, so lange die Last irgend ertragen werden kann. Unter jenen Männern zeichneten sich vor allen aus: Wilhelm von Oranien, Statthalter von Holland, Seeland und Utrecht, und La moral Graf von Egmont, Statthalter von Flan- dern und Artois. Wilhelm von Oranien stammte aus dem Hause Nassau, und hatte schon Karls 5. vorzügliches Vertrauen genossen. Als dieser die Negierung niederlegte, zählte Wilhelm 23 Jahre. Es war eine lange, hagere Gestalt, das Gesicht braun, der Anstand edel. Auf sei- nem immer sich gleich bleibenden Gesichte war keine Spur von den Bewegungen seines Gemüths zu erblicken; und doch war sein Geist unablässig thätig. Keiner war so geschickt, Menschen zu durchschauen und Herzen zu gewinnen. Lange dauerte es, ehe er einen Entschluß faßte; war dies aber einmal geschehen, so führte er ihn schnell und unwiderruflich aus. Mit seinem Gelde war er freigebig, und trieb eine fürstliche Pracht; desto geiziger war er mit seiner Zeit, von der er keinen Augenblick verlor. Die Stunde der Tafel war seine einzige Er- holungszeit, wo er ganz sich und seiner Familie lebte. Philipp haßte ihn schon darum, weil sein Vater ihn geliebt hatte. , Noch größere Liebe des Volks genoß La moral Graf von Egmont. Auch auf ihn hatte Karl viel gehalten, und ihn selbst zum Ritter des goldenen Vließes geschlagen. Für Philipp hatte er (1557) die Schlachten von St. Quentin und Gravelingen gegen die Franzo- sen gewonnen. Egmont war ein freundlicher, zutraulicher Mann, offen und ohne Falsch, gefällig gegen Jedermann. Wenn er durch die Straßen von Brüssel ritt, und freundlich die Bürger begrüßte, schlug ihm jedes Herz entgegen. Die Männer erzählten von seinen
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