1839 -
Leipzig
: Fleischer
- Autor: Nösselt, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gelehrtenschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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bewegte. Die übrigen Planeten waren damals noch nicht bekannt.
Daß seine Meinung die richtige sey, hat sich im Laufe der Zei-
ten durch die unzähligen Beobachtungen bewiesen, die seitdem ange-
stellt sind.
Auf dem von Copernicus gelegten Grunde baute ein anderer
großer Geist weiter fort, Galileo Galilei. Er wurde in Pisa ge-
boren, wo sein Vater, ein Edelmann, in sehr mäßigen Vermögensum-
ständen lebte. Anfangs sollte der Knabe den Tuchhandel lernen; da
er aber große Lust und auch Fähigkeiten zum Studieren zeigte, so
gab ihm der Vater nach, und freute sich bald der schönen Fortschritte,
die derselbe im Zeichnen, in der Mathematik und in alten Sprachen
machte. In den Erholungsstunden machte er mechanische Instrumente,
und was er Künstliches sah, suchte er auch nachzuahmen. Auf der
Universität in Pisa sollte er Philosophie studieren; aber an dem nichti-
gen Streite über unfruchtbare Lehrsätze, die gar keinen Einfluß auf
das Leben des Menschen haben, kennte er keinen Geschmack finden;
nur das, was ins Leben eingreift, zog ihn unwiderstehlich an. Als
er einst, 19 Jahre alt, in der Domkirche in Pisa saß, sah er, wie sich
eine an einem Seile von der Decke herabhangende Lampe, die zufällig
in Bewegung gesetzt war, ganz regelmäßig hin und her bewegte.
Dies brachte ihn auf die Entdeckung der Gesetze des Pendels, der seit
der Zeit gebraucht worden ist, um die Zeit abzumessen; denn je kürzer
der Faden ist, an dem das Gewicht hangt, desto schneller sind seine
Bewegungen, und umgekehrt. Aus diesem Beispiel kann man sehen,
wie aufmerksam er auf Alles war, was um ihn herum vorging. Gern
hätte er den Vorlesungen eines sehr geschickten Mathematikers in Pisa
(Ricci) beigewohnt; da dieser aber nur Hofleute und Pagen unter
seinen Zuhörern hatte, so getraute sich der bescheidene Jüngling nicht,
ihn darum anzusprechen, sondern stellte sich mit seinem Euklides in
der Hand an die halbgeöffnete Stubenthüre, und suchte zu Hause durch
Nachdenken das Halbgehörte zu ergänzen. Endlich sprach er den Leh-
rer um Unterricht an, wurde willig angenommen, und bald erstaunte
jener über die tiefen Kenntnisse, die sich Galilei schon erworben hatte.
Seitdem legte sich dieser ganz auf Mathematik. Seine Gelehrsamkeit
empfahl ihn dem Großherzog von Florenz, der ihn in seinem Lösten
Jahre zum Professor der Mathematik in Pisa ernannte. Als solcher
stellte er wichtige Versuche auf dem etwas schief hängenden Thurme
dieser Stadt über die Geschwindigkeit fallender Körper an, und zeigte,
daß die Meinung des Aristoteles (des Erziehers Alexanders des Gro-
ßen) darüber falsch sey. So sehr auch dies seinen Ruhm erhöhte, so
machte er sich doch auch viele Feinde dadurch, weil Aristoteles damals
von allen Professoren und Studenten als untrügliches Orakel verehrt
wurde. Mancherlei Verdrießlichkeiten bewogen ihn, nach zwei Jahren