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1. Theil 3 - S. 153

1839 - Leipzig : Fleischer
153 schenkte dem Schreiber der Kanzlei 500 Thlr., damit er das Patent nicht ausfertigte. Von Körper war Lilly klein und hager, aber von starkem Knochenbau. Seine Wangen waren eingefallen, seine Nnse lang, seine Stirne runzlich, aber seine großen tiefliegenden Augen vcr- riethen seine Strenge und seinen lebendigen Geist. Um seinen Kops hing sein graues, borstiges Haar umher. Er trug einen spitzigen, hochaufgestutzten Hut, von welchem eine rothe Strausfeder herabhing, ein grün- atlasnes Kleid nach spanischem Schnitte, mit aufgeschlitz- ten Aermeln, weite Beinkleider von demselben Zeuge, und weite, auf- gestülpte Stiefeln. Diese so aufgeputzte Figur saß in der Schlacht auf einem kleinen Grauschimmel. Er war nicht nur ein geschickter, sondern auch glücklicher General, und rühmte sich, noch nie eine Schlacht verloren zu haben. So sehr auch der Kaiser mit Tilly's Unternehmungen zufrieden zu scyn Ursache hatte, so war ihm doch die Abhängigkeit drückend, in welcher er von der Liga stand. Denn Lilly war ein General Baierns und der Liga, und Ferdinand hatte, außer einigen wenigen Truppen, kein Heer. Auch fehlte es ihm an Geld,, ein solches anzuwerben. Wahrend er noch darüber grübelte, überraschte ihn der Antrag eines seiner Offiziere sehr angenehm, der sich erbot, ihm ein Heer zu ver- schaffen, ohne daß es ihm das Geringste kosten sollte. Dieser Mann war Alb recht von Wallenstein oder eigent- lich von Waldstein, 1583 in Böhmen in der Nahe von Königsgratz geboren, aus einer alten evangelischen Familie dieses Landes. Nach- dem er seine Eltern verloren hatte, erzog ihn sein Oheim, und ließ ihn in der Grundlehren der böhmischen Brüdergemeinde unterrichten. Dennoch findet man ihn bald darauf im Icsuitcncollegium in Olmütz, wo er dem katholischen Glauben zugewandt wurde. Nach Vollendung seiner Studien in Olmütz ging er in Begleitung eines jungen reichen böhmischen Edelmannes und eines gelehrten Mathematikers und Astro- logen auf Reisen. Er reifte durch Holland, England, Frankreich, Italien, und blieb hier eine Zeitlang in Padua sitzen, um sich ganz der Astrologie, die hier besonders gelehrt wurde, zu widmen. Ein schlauer Sterndeuter, Zenno, machte ihm weiß, daß er bestimmt sey, zu hohen Ehrenstellen hinanzufteigen, und seitdem war Zenno sein trauter Freund, und der Ehrgeiz seine heftigste, ja fast einzige Lei- denschaft. Er nahm nun Soldatendienste, zog gegen die Türken, nahm in dem Bruderzwiste zwischen Kaiser Rudolph und Matthias für den letzteren Parthei, und heirathete eine alte reiche Wittwe, und als diese bald darauf starb, sah er sich, 31 Jahre alt, im Besitze eines ungeheuren Vermögens. Seit der Zeit trieb er einen ungeheuren Auf- wand, nicht aus Neigung zur Schwelgerei, sondern nur um Auf- sehen zu machen, und alle Offiziere seines Regiments fanden bei ihm
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