1839 -
Leipzig
: Fleischer
- Autor: Nösselt, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gelehrtenschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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Härte und Gemüthlosigkeit lag in den festen Zügen seines blaßgelben
Gesichts. Er hatte eine lange, hagere Gestalt; seine kleinen, aber durch-
dringenden Augen blickten stolz umher; seine Miene war kalt, ernst,
finster, geheimnißvoll und argwöhnisch. Nie sah man ihn lachen, nie
war er heiter und fröhlich. Selbst sein Anzug hatte etwas Sonder-
bares. Er trug ein Reiterkoller von Elenshaut, Beinkleider von Schar-
lachruch, darüber eine rothe Leibbinde und einen Mantel, auch von
Scharlach. Auf dem Kopfe, mit kurz abgeschnittenem röthlichem Haare,
war ein hochaufgestutzter runder Hut mit langherabhängender rother
Feder; an den Füßen trug er große Stulpstiefeln. Wenn die so
aufgeputzte lange Gestalt durch die Gassen des Lagers langsam schritt,
blickten ihm die Soldaten mit geheimen Grausen nach; denn sie hiel-
ten ihn für gefroren d. i. hieb- und stichfest. Auf die Befolgung seiner
Befehle hielt er streng; wer nicht augenblicklich gehorchte, mußte ster-
den. „Laßt die Bestie hängen!" rief er dann wild aus; und augen-
blicklich wurde der Unglückliche an den ersten den besten Baum ge-
henkt. Dagegen belohnte er jede tapfere Thal königlich. Für seine
Untertbanen sorgte er in den ersten Jahren recht väterlich, legte Schulen
an, und suchte Handel und Gewerbe in Aufnahme zu bringen. Aber
in den letzten Jahren, als seine Stimmung durch die Umtriebe seiner
Feinde und seine Gichtschmerzen gereizt war, verfuhr er oft sehr streng
und hart. Sein Stolz stieg mit seinem Reichthum und seiner äußern
Würde, die um diese Zeit einen neuen Zuwachs erhielt, als ihm der
Kaiser auch das Herzogthum Sagan überließ, um ihn für viele
gemachte Vorschüsse zu entschädigen.
Die von Wallenstein bestochenen Räthe redeten dem Kaiser zu,
ihm, der sich so große Verdienste um das Kaiserhaus erworben habe,
einerecht ausgezeichnete Belohnung zu ertheilen, und schlugen vor, ihn
zum Herzoge von Meklenburg zu machen. Nun hatte dies Land
zwar schon seine Herren, und die Meklenburger waren mit ihren Herzogen
überaus zufrieden. Aber das war die geringste Schwierigkeit. Sie hatten
mit dem Könige von Dänemark gemeinschaftliche Sache gemacht; das
wurde jetzt als Vorwand gebraucht, die Reichsacht über sie auszusprechen,
und 1629 wurde Wallenstein förmlich mit Meklenburg belehnt und zum
Reichsfürsten ernannt. Die Landstande in Meklenburg baten, man
möchte ihnen doch nicht ihre guten Landesherren nehmen, ohne ihre
Entschuldigung anzuhören. Statt der Antwort erschien Wallenstein, jagte
die Herzoge aus dem Lande, und zwang die Einwohner zur Huldi-
gung, obgleich er jenen bei seinem Einrücken in Meklenburg zu wieder-
holten Malen versichert hatte, er komme als ihr Freund und Befreier.
Aber Wallenstein wollte noch weiter gehen; selbst bis über das
Meer warf er seine Blicke. Wie, wenn er selbst nach Schweden,
dessen König den Evangelischen schon früher seine Hülfe angeboten