Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Theil 3 - S. 157

1839 - Leipzig : Fleischer
157 Härte und Gemüthlosigkeit lag in den festen Zügen seines blaßgelben Gesichts. Er hatte eine lange, hagere Gestalt; seine kleinen, aber durch- dringenden Augen blickten stolz umher; seine Miene war kalt, ernst, finster, geheimnißvoll und argwöhnisch. Nie sah man ihn lachen, nie war er heiter und fröhlich. Selbst sein Anzug hatte etwas Sonder- bares. Er trug ein Reiterkoller von Elenshaut, Beinkleider von Schar- lachruch, darüber eine rothe Leibbinde und einen Mantel, auch von Scharlach. Auf dem Kopfe, mit kurz abgeschnittenem röthlichem Haare, war ein hochaufgestutzter runder Hut mit langherabhängender rother Feder; an den Füßen trug er große Stulpstiefeln. Wenn die so aufgeputzte lange Gestalt durch die Gassen des Lagers langsam schritt, blickten ihm die Soldaten mit geheimen Grausen nach; denn sie hiel- ten ihn für gefroren d. i. hieb- und stichfest. Auf die Befolgung seiner Befehle hielt er streng; wer nicht augenblicklich gehorchte, mußte ster- den. „Laßt die Bestie hängen!" rief er dann wild aus; und augen- blicklich wurde der Unglückliche an den ersten den besten Baum ge- henkt. Dagegen belohnte er jede tapfere Thal königlich. Für seine Untertbanen sorgte er in den ersten Jahren recht väterlich, legte Schulen an, und suchte Handel und Gewerbe in Aufnahme zu bringen. Aber in den letzten Jahren, als seine Stimmung durch die Umtriebe seiner Feinde und seine Gichtschmerzen gereizt war, verfuhr er oft sehr streng und hart. Sein Stolz stieg mit seinem Reichthum und seiner äußern Würde, die um diese Zeit einen neuen Zuwachs erhielt, als ihm der Kaiser auch das Herzogthum Sagan überließ, um ihn für viele gemachte Vorschüsse zu entschädigen. Die von Wallenstein bestochenen Räthe redeten dem Kaiser zu, ihm, der sich so große Verdienste um das Kaiserhaus erworben habe, einerecht ausgezeichnete Belohnung zu ertheilen, und schlugen vor, ihn zum Herzoge von Meklenburg zu machen. Nun hatte dies Land zwar schon seine Herren, und die Meklenburger waren mit ihren Herzogen überaus zufrieden. Aber das war die geringste Schwierigkeit. Sie hatten mit dem Könige von Dänemark gemeinschaftliche Sache gemacht; das wurde jetzt als Vorwand gebraucht, die Reichsacht über sie auszusprechen, und 1629 wurde Wallenstein förmlich mit Meklenburg belehnt und zum Reichsfürsten ernannt. Die Landstande in Meklenburg baten, man möchte ihnen doch nicht ihre guten Landesherren nehmen, ohne ihre Entschuldigung anzuhören. Statt der Antwort erschien Wallenstein, jagte die Herzoge aus dem Lande, und zwang die Einwohner zur Huldi- gung, obgleich er jenen bei seinem Einrücken in Meklenburg zu wieder- holten Malen versichert hatte, er komme als ihr Freund und Befreier. Aber Wallenstein wollte noch weiter gehen; selbst bis über das Meer warf er seine Blicke. Wie, wenn er selbst nach Schweden, dessen König den Evangelischen schon früher seine Hülfe angeboten
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer