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1. Theil 3 - S. 262

1839 - Leipzig : Fleischer
262 sandtschaft ein. Als man ihn aber dennoch erkannte, und ihm der Magistrat ein schönes Haus einrichten wollte, so verbat er es, wählte ein ganz kleines Haus, und legte die Kleidung eines holländischen Schiffszimmermanns an, damit man ihn weniger erkennen möchte. Bald darauf begab er sich nach Saardam, einem großen Dorfe, Amsterdam gegenüber, wo starker Schiffsbau getrieben wird, und 700 Windmühlen aller Art stehen. Bei der Ueberfahrt traf er einen alten Bekannten, einen Schiffer, den er einst in Rußland ge- sehen hatte. Seine Freude war groß; er schüttelte ihm treuherzig die Hand, und erklärte ihm, er wolle bei ihm in Saardam wohnen. Der Schiffer versicherte, er habe nur eine Hütte mit einer Stube und Kam- mer. Das half aber alles nichts; er mußte in die Kammer ziehen, und Peter nahm die Stube ein, während seine Kammerherren die umliegenden Hütten zu ihrem großen Leidwesen einnehmen mußten. Nun singen seine Arbeiten an. Jeden Morgen ging er, mit dem Beile in der Hand, nach den Schiffswerften, arbeitete wie der ge- meinste Zimmermann, und ließ sich Peter Baas nennen. Er ließ keine Arbeit unversucht; selbst in der Schmiede arbeitete er mit, und seine Hofleute mußten ihm die rußigen Kohlen mit ihren weißen Händen reichen, worüber sie gar verdrießliche Gesichter schnitten. Sieben Wo- chen lang blieb er in Saardam; dann ging er nach Amsterdam zurück, besuchte Gelehrte, Künstler, Handwerker, nahm mehrere von ihnen in seine Dienste, und schickte sie nach Rußland. Dasselbe that er in England- welches er 1698 auf die Einladung des Königs Wilhelm 3. besuchte. Nichts freute ihn hier mehr als der Anblick einer Seeschlacht, welche der König vor ihm aufführen ließ. „Wahrlich!" rief er aus, „wäre ich nicht zum Czaren des russischen Reichs geboren, so möchte ich englischer Admiral seyn!" Nach drei Monaten reiste er über Holland zurück, ging über Dresden nach Wien, und wollte eben nach Italien reisen, als ihn die Nachricht, daß sich die Strjelitzen schon wieder empört hätten, eiligst nach Moskau zurückzureisen zwang. Er hatte sie nämlich vor Antritt seiner Regierung im russischen Reiche vertheilt. Aber vier Regimenter, die an der lithauischen Gränze standen, zogen plötzlich gegen die Hauptstadt, indem sie Vorgaben, Peter sey todt, und sie müßten den Thron seinem Sohne Alexei sichern. So ungehalten war Peter noch nie gewesen. Als er durch Po- len reifte, besuchte er in Rawa den König August 2., der wegen seiner Riesenstärke berühmt war. Er konnte ein Hufeisen wie ein Stück Brot zerbrechen, und ein Dutzend zinnerne Teller wie ein Blatt Papier zusammenrollen. Um dem Czar eine Probe seiner Stärke zu geben, schlug er mit einem schönen Säbel einem polnischen Ochsen den Kopf mit einem Hiebe ab. „Schenke mir den Säbel," sprach Peter; „er ist mir nöthig, um das Haupt des Empörungsdrachen vom Rumpfe
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