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1. Theil 3 - S. 266

1839 - Leipzig : Fleischer
266 der Polen für die Beibehaltung Augusts war, und nur der kleinere, an dessen Spitze der Erzbischof von Gnesen Radcziejowski stand, auf schwedischer Seite war. So stritten die nie einigen Polen mehrere Jahre lang, während die Schweden das Mark des Landes verzehrten. Endlich, erreichte er seinen Zweck, daß die Polen, freilich nur durch die schwedischen Waffen gezwungen, 1704 einen neuen König wählten, den 27jährigen, wohlgebildeten und geistreichen Stanislaus Les- czinski. Aber August gab so schnell seine Ansprüche nicht auf. Die ihm ergebenen Polen und die unter dem geschickten General Schu- lenburg stehenden Sachsen beschäftigten Karln mehrere Jahre hin- durch, bis endlich dieser den nach Sachsen entflohenen August in die- sem seinem Erblande aufzusuchen beschloßt Der Zug ging 1706 durch Schlesien. Als er bei Steinau durch die Oder geritten war, umdrängte eine Menge evangelischer Schlesier sein Pferd, und baten ihn, sich doch ihrer gegen ihre katholischen Mit- bürger anzunehmen, die sie auf alle Art zu unterdrücken suchten. Ein alter Schuster faßte sein Pferd in den Zügel, und sprach: „gnädigster Herr, Gott sey und bleibe mit ihnen. Aber lassen Sie sich doch durch unsere Thränen erweichen, und denken Sie doch nicht allein an sich, sondern auch an uns arme Leute und an unsern unterdrückten Glau- den im Lande." Obgleich der König wohl zehnmal: ja! ja! sagte, so mußte er doch erst dem Schuster die Hand darauf geben. Karl hielt auch sein Wort, und verschaffte ihnen bei dem Kaiser große Er- leichterungen. Nun brach er in Sachsen ein, und hielt die strengste Mannszuchr. In Altranstädt schlug er sein Hauptquartier auf: Von hier ritt er gleich am folgenden Tage nach dem Schlachtfelde von Lützen, um die Stelle zu sehen, wo vor 74 Jahren sein großer Ahn- herr gefallen war *). Mit Rührung sprach er hier: „wir haben alle- zeit gesucht, so wie König Gustav Adolph zu leben; vielleicht thut uns Gott die Gnade, und läßt uns auch auf die Art wie ihn sterben." König August bot endlich, um nicht zuletzt auch Sachsen zu verlieren, die Hand zur Versöhnung an. Der Friede wurde in Altranstädt 1706 abgeschlossen, und August mußte darin der polnischen Krone ent- sagen, und seinen Gegner Lesczinski als König anerkennen. Dafür behielt er Sachsen. Einige Zeit darauf besuchte er auch seinen bishe- rigen Feind, Karln 12. Bem waren, wie sich das geziemte, höflich und freundlich gegen einander/ Auch erhielt Karl in Altranstädt einen Besuch vom berühmten Marlborough. Dieser überbrachte ihm ein Schreiben der Königin Anna, durch welches dieselbe ihm das Schicksal der im Oestreichischen gedrückten Protestanten ans Herz legte, und Karl versprach auch, für sie bei dem Kaiser ein gutes Wort einzule- *) Karl war ein Urenkel der Schwester Gustav Adolphs.
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