1839 -
Leipzig
: Fleischer
- Autor: Nösselt, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gelehrtenschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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(1718—1751) König, mußte sich aber gefallen lassen, daß der Adel
ihm fast alle Gewalt nahm, die nun von den Reichsständen ausgeübt
wurde. So ist es bis 1772 geblieben. Mit seinen Feinden vertrug
sich Schweden schnell. Der König von England Georg 1. erhielt die
Herzogtümer Bremen und Verden, welche er mit seinem Königreiche
Hannover vereinigte, zu dem sie noch gehören; Friedrich Wilhelm 1.
von Preußen (1713 — 40) bekam Vorpommern bis an die Peene;
Dänemark erhielt nur einige kleine Vortheile. Rußland gewann am
meisten. Ihm wurden im Frieden von Nyestadt 1721 die Pro-
vinzen Liefland, Esthland, Ingermannland und ein Theil von Kare-
lien, lauter schöne Ostseelander, abgetreten. August 2. blieb König
von Polen./
Wahrend der letzten Jahre König Karls 12. hatte Peter fortge-
fahren, nützliche Einrichtungen zu machen, und an der Bildung seines
Volks zu arbeiten. Er erndtete dafür zwar wenig Dank; denn die
an dem Alten Hangenden Russen seufzten über die verhaßten Neuerun-
geu; aber das störte Peters feste Entschlüsse keineswegs. Auch unter-
nahm er mehrere Reisen nach Deutschland. Unter andern besuchte er
einmal den Badeort Pyrmont. Der Herr des Ländchens, der Graf
von Waldeck, bewirthete ihn in seiner Residenz Arolsen prächtiger, als
es von einem so kleinen Fürsten zu erwarten war. Darum erhielt er
auch auf die Frage, wie dem Czar das neuerbaute Schloß gefalle, die
Antwort: „es hat nur einen großen Fehler: die Küche ist zu groß
angelegt." — Im Jahre 1716 reiste Peter zum zweiten Male nach
seinem geliebten Holland. Mit welchen Empsindungen der Freude be-
grüßte er die Thürme von Amsterdam, wo er die ersten Pläne ent-
worfen hatte, für Rußland eine Seemacht zu schaffen! Diese Pläne
waren nun wider Erwarten glücklich ausgeführt worden. Als ihn eine
Deputation feierlich empfing, und der Anführer derselben eine Rede irr
pathetischen Ausdrücken an ihn richtete, antwortete er: „ich danke
Ihnen; aber ich habe Sie nicht verstanden. Mein Holländisch lernte
ich beim Schiffbaue in Saardam; doch diese Sprache lernte ich nicht."
Auch jetzt ging er fleißig auf den Schiffswerften unerkannt umher, be-
suchte die Sammlungen von Gemälden, Kunstwerken und Naturalien,
und die Werkstätte der Künstler. Manchmal sab er stundenlang den
Malern zu, und Rubens, van Dyk (sprich van Deik), Rembrandt,
van der Werf, Wouvermann (sprich Wauvermann), Ostade, van Huy-
sum (sprich Heusum), alles berühmte holländische Maler, waren seine
Lieblinge. Als seine Kathinka nach Holland nachkam, führte er sie
in die Hütte, welche er in Saardam bewohnt hatte. Im folgenden
Jahre erst verließ er Holland, um nach Frankreich zu gehen. Hier
wurde er sehr zuvorkommend behandelt. Als ihn der erst siebenjährige
König Ludwig 15. (1725 — 74) besuchte, nahm ihn der gemächliche.
Welttzcsch. Hi. Th.