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1. Theil 3 - S. 317

1839 - Leipzig : Fleischer
317 Schlacht bei Torgau, 3. November. — Ivahrendfriedrich in Schlesien ftand, hatten die Reichstruppen ganz Sachsen erobert; und nun zog sich auch Daun dahin, und lagerte sich auf den Anhöhen um Torgau, uns hier den Winter über zu bleiben. Aber es kam dem Könige alles darauf an, ihn daraus zu vertreiben, damit ihm nicht Sachsen ganz verloren ginge. Er war in einer ähnlichen Lage, wie vor der Schlacht bei Leuthen. Er bestimmte den Angriff aus den 3. November. Während er von vorn angreifen wollte, sollte Zielen von der andern Seite anrücken. Aber mehrere widrige Umstande mach- ten die Sache sehr mißlich. Als nämlich Friedrich mit den Grenadieren aus dem Walde, durch den er marschiren mußte, heraustrat, hörte er auf der andern Seite ein Kanonenfeuer. Es betraf nur einen Eroaten- angriff, aber er glaubte, Zielen sey schon im Handgemenge, und griff sogleich an, ohne die andern Truppen zu erwarten. Auch war es schon 2 Uhr Nachmittags, und der Tag nicht mehr lang. Die anrückenden Grenadiere wurden mit einem so fürchterlichen Feuer aus 400 Kano- nen empfangen, daß sie wie hingemäht reihenweise zu Boden stürzten. „Welche schreckliche Canonade!" rief Friedrich einem seiner Adjudanten zu; „haben Sie jemals dergleichen gehört?^ Binnen einer halben Stunde lagen 5ö00 Grenadiere todt oder verwundet auf dem Wahl- platze; der König selbst war, obgleich nur leicht, verwundet. Es rück- ten neue Colonnen heran; aber man focht mit wechselndem Glücke, und als die Nacht einbrach, hatten die Oestreicher alle Angriffe der Preußen zurückgeschlagen; und auch Zieten hatte nicht Vordringen können. Daun war vewundet, freute sich aber seines Sieges, und schickte Couriere mit der frohen Nachricht nach Wien ab. Es war eine schauerliche Nacht. Hülflos lagen Tausende von Verwundeten auf der kalten, feuchten Erde, und wimmerten nach Er- quickung, die ihnen Niemand zu reichen vermochte. In der torgauer Heide brannten unzählige Wachtfeuer. Die Verwirrung war zuletzt so groß gewesen, daß Oestreicher und Preußen durch einander standen, und selbst bei manchem Wachtfeuer Soldaten beider Heere friedlich bei einander saßen. Sie trafen das Abkommen, daß sie sich am Morgen dem ergeben wollten, der den Sieg behalten hätte. Friedrich selbst brachte die Nacht in den trübsten Gedanken zu. Die Schlacht schien verloren; sie zu erneuern, war mißlich, schien ihm aber doch nöthig. Er saß in der Kirche eines nahen Dorfes auf den Stufen des Altars, und schrieb beim schwachen Scheine einer Lampe Depeschen für seine Generale nieder. Sehnlichst wartete er auf den anbrechenden Tag, um zu hören, was aus Zieten geworden sey. Gegen Morgen trat Zieten in die Kirche, um dem König von dem erfochtenen Siege Rapport abzustatten. Friedrich schritt ihm, ohne ihn zu Worte kommen zu lassen, entgegen, und überhäufte ihn mit Vorwürfen, daß er zu spät
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