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1. Theil 3 - S. 322

1839 - Leipzig : Fleischer
322 nach Reval (in Esthland), nehmen Sie dort ein Kriegsschiff, fahren Sie nach Preußen, wo Ihr Heer steht, und kehren sie an der Spitze von 80,000 Mann nach Ihren Staaten zurück. Ich schwöre, ehe sechs Wochen vergehen, sind Sie wieder Herr Ihres Reiches." — So ver- nünftig dieser Rath auch war, so ließ sich Peter doch durch seine Höf- linge bestimmen, ihn zu verwerfen. Er fuhr wieder nach Oranien- baum zurück, und schwankte von einem Entschlüsse zum andern. Bald ließ er sich sein schnellstes Pferd satteln, um allein nach Polen zu ent- fliehen; bald wollte er sich seiner Gemahlin zu Füßen werfen. End- lich beschloß er, ihr den russischen Thron zu überlassen, und sie dafür um die Erlaubniß zu bitten, sich nach Holstein zurückziehen zu dür- fen. Sogleich ließ er seine ihm noch getreuen Haustruppen ausein- ander gehen und die Waffen niederlegen. „Sir!" sprach Münnich, den dieser Anblick mit Unwillen erfüllte, „wissen Sie denn nicht an der Spitze Ihrer Soldaten als Kaiser zu sterben? Wenn Sie sich fürchten, niedergehauen zu werden, so nehmen Sie ein Kruzifix in die Hand, und Keiner wird wagen, Hand an Sie zu legen; ich werde das Schwert führen." Aber vergebens! Petern riß sein Verhängniß fort. Er schrieb an Katharinen, und bat demüthig um freien Abzug. Diese war indeß bis Peterhof gekommen, ohne auf Truppen zu stoßen. Statt der Antwort schickte sie ihm eine Entsagungs-Acte zu, die er unterschreiben sollte. Sie fing sich an: „während der kurzen Zeit meiner Negierung habe ich erkannt, daß ich für eine solche Last zu schwach sey; und daß es über meine Kräfte geht, das Reich auf irgend eine Art zu regieren" u. s. w. — Und das unterschrieb Peter ohne Umstände. Der Kammerherr, der ihm die Schrift überbracht hatte, nöthigte ihn, in einen Wagen zu steigen, und führte ihn nach Peter- hof, wo Katharina war. Als er durch die hier stehenden Regimenter fuhr, brüllten die Soldaten: „hoch lebe Katharina!" und als er am Schlosse ausstieg, rief man ihm barsch zu: „entkleide dich!" Er ge- horchte, riß seinen Ordensstern ab, zog den Rock aus, und gab den Degen weg, und nun, entkleidet dem Gespötte der Soldaten preisge- geben, die noch zwei Tage vorher vor ihm gezittert hatten, stellte er ein recht bedauernswürdiges Bild der Nichtigkeit menschlicher Größe dar. Jetzt wurde er nach einem 6 Stunden von Petersburg entfern- ten Hause als Gefangener abgeführt, und wäre dort vielleicht viele Jahre geblieben, hätten sich nicht unter den Soldaten, die zum Theil die rasche That zu bereuen ansingen, Bewegungen gezeigt. Katharina willigte endlich in den Rath ihrer Freunde ein, ihn aus der Welt zu schaffen. Alexei Orlow, ein Bruder des Gregorei Orlow, Günstlings der Kaiserin, bisher ein gemeiner Edelmann, aber durch die Gunst Katha- rinens zum Grafen erhoben, übernahm das Bubenstück. Er begab sich mit einem andern verworfenen Menschen, Namens Teplow, zu
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