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1. Theil 3 - S. 353

1839 - Leipzig : Fleischer
353 die etwas bei ihm anzubringen hatten. Alle Stunden ging er außer- dem hinaus, und nahm die Bittschriften selbst in Empfang, die man ihm überreichen wollte. So eifrig nun auch der gute Joseph für seine Unterhanen ar- beitete, so glaubte er doch immer noch nicht genug zu thun, und ver- bat sich alle Auszeichnungen. In Prag wurde das steinerne Geländer der herrlichen Moldaubrücke mit verschiedenen Bildsäulen besetzt; auch die seinige sollte darunter seyn. Er aber gab das nicht zu, weil er noch nicht verdient habe, daß man ihm Ehrensäulen setze, und noch bis auf heute ist das Postament, auf welchem sein Bild stehen sollte, allein leer, eine ehrenvollere Auszeichnung, als die vergoldeten Bild- säulen mancher Fürsten. Als er die Landescollegien von Ungarn aus Preßburg nach Ofen verlegt hatte, wollten ihm die Einwohner dieser Stadt eine Ehrensäule errichten. Er aber lehnte es mit folgenden Worten ab: „daß ich zur bessern Uebersicht der Reichsämter dieselben in Ofen vereinigt, und hierdurch der Stadt zufällig einige Vortheile verschafft habe, das verdient in der That eine solche Ehre nicht. Wenn ich es jedoch einmal werde dahin gebracht haben, daß die Ungarn die wahren Verhältnisse zwischen dem Könige und den Unterthanen allge- mein anerkennen; wenn ich alle geistliche und weltliche Mißbräuche werde abgestellt; wenn ich Thätigkeit und Industrie werde geweckt, den Handel in Flor gebracht, das Land von einem Ende bis zum andern mit Straßen und schiffbaren Canälen versehen haben, wie ich es hoffe, wenn dann die Nation mir ein Monument errichten will, dann möchte ich es vielleicht verdient haben, und dann werde ich es auch mit Dank annehmen." — Trotz dieser sich aufopfernden Liebe für seine Unterthanen ent- stand unter allen Ständen Unzufriedenheit, Abneigung und zum Theil selbst Haß gegen Joseph, der so unglücklich war, durch jede neue Ver- ordnung, wenn sie auch noch so gut gemeint war, die Leute gegen sich aufzubringen. So verbot er, damit nicht so vieles Geld für unnütze Waaren aus dem Lande ginge, alle fremde Fabrikate, mehrere aus- ländische Eßwaaren, und alle fremde Weine. Wer dergleichen für sei- nen Haushalt bedurfte, erhielt zwar die Erlaubniß, sie einzuführen, mußte aber eine hohe Abgabe zahlen. Um durch sein Beispiel voran- zugehen, schenkte Joseph alle seine in den Hofkellern befindlichen aus- ländischen Weine an das Krankenhospital, und begnügte sich mit in- ländischen. Wurden fremde Waaren entdeckt, so ließ er sie öffentlich verbrennen. Dies geschah mehrmals, selbst für 10 — 15,000 Gulden mit einem Male. Ueber diese Verordnung beklagte sich das ganze Land; aber die inländischen Fabriken hoben sich, und viel Geld wurde erspart. Die große Unzufriedenheit mit Josephs raschen Verbesserungen ging endlich in den östreichischen Niederlanden, deren Neigung zu Re- Röff. Wcltgesch. Iii. Th. 23
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