1839 -
Leipzig
: Fleischer
- Autor: Nösselt, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gelehrtenschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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die etwas bei ihm anzubringen hatten. Alle Stunden ging er außer-
dem hinaus, und nahm die Bittschriften selbst in Empfang, die man
ihm überreichen wollte.
So eifrig nun auch der gute Joseph für seine Unterhanen ar-
beitete, so glaubte er doch immer noch nicht genug zu thun, und ver-
bat sich alle Auszeichnungen. In Prag wurde das steinerne Geländer
der herrlichen Moldaubrücke mit verschiedenen Bildsäulen besetzt; auch
die seinige sollte darunter seyn. Er aber gab das nicht zu, weil er
noch nicht verdient habe, daß man ihm Ehrensäulen setze, und noch
bis auf heute ist das Postament, auf welchem sein Bild stehen sollte,
allein leer, eine ehrenvollere Auszeichnung, als die vergoldeten Bild-
säulen mancher Fürsten. Als er die Landescollegien von Ungarn aus
Preßburg nach Ofen verlegt hatte, wollten ihm die Einwohner dieser
Stadt eine Ehrensäule errichten. Er aber lehnte es mit folgenden
Worten ab: „daß ich zur bessern Uebersicht der Reichsämter dieselben
in Ofen vereinigt, und hierdurch der Stadt zufällig einige Vortheile
verschafft habe, das verdient in der That eine solche Ehre nicht. Wenn
ich es jedoch einmal werde dahin gebracht haben, daß die Ungarn die
wahren Verhältnisse zwischen dem Könige und den Unterthanen allge-
mein anerkennen; wenn ich alle geistliche und weltliche Mißbräuche
werde abgestellt; wenn ich Thätigkeit und Industrie werde geweckt,
den Handel in Flor gebracht, das Land von einem Ende bis zum
andern mit Straßen und schiffbaren Canälen versehen haben, wie ich
es hoffe, wenn dann die Nation mir ein Monument errichten will,
dann möchte ich es vielleicht verdient haben, und dann werde ich es
auch mit Dank annehmen." —
Trotz dieser sich aufopfernden Liebe für seine Unterthanen ent-
stand unter allen Ständen Unzufriedenheit, Abneigung und zum Theil
selbst Haß gegen Joseph, der so unglücklich war, durch jede neue Ver-
ordnung, wenn sie auch noch so gut gemeint war, die Leute gegen
sich aufzubringen. So verbot er, damit nicht so vieles Geld für unnütze
Waaren aus dem Lande ginge, alle fremde Fabrikate, mehrere aus-
ländische Eßwaaren, und alle fremde Weine. Wer dergleichen für sei-
nen Haushalt bedurfte, erhielt zwar die Erlaubniß, sie einzuführen,
mußte aber eine hohe Abgabe zahlen. Um durch sein Beispiel voran-
zugehen, schenkte Joseph alle seine in den Hofkellern befindlichen aus-
ländischen Weine an das Krankenhospital, und begnügte sich mit in-
ländischen. Wurden fremde Waaren entdeckt, so ließ er sie öffentlich
verbrennen. Dies geschah mehrmals, selbst für 10 — 15,000 Gulden
mit einem Male. Ueber diese Verordnung beklagte sich das ganze Land;
aber die inländischen Fabriken hoben sich, und viel Geld wurde erspart.
Die große Unzufriedenheit mit Josephs raschen Verbesserungen
ging endlich in den östreichischen Niederlanden, deren Neigung zu Re-
Röff. Wcltgesch. Iii. Th. 23