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1. Theil 3 - S. 429

1839 - Leipzig : Fleischer
429 sogleich aus Nom ab. Darauf rückte ein französisches Heer unter Berthier in Rom ein, rief eine römische Republik aus, und machte es, wie es die Franzosen überall machten: er bemächtigte sich nicht nur alles Eigenthums des Papstes, sondern ließ auch die besten Kunst- schätze nach Paris abführen, und legte der Stadt und dem Lande eine ungeheure Kriegssteuer auf. Der alte Papst mußte seine Regierung niederlegen, und wurde nach Valence, einer Stadt im südlichen Frank- reich, abgeführt, wo er das Jahr darauf vor Alter und Kummerstarb. Schon über dies Benehmen war Oestreich aufgebracht; bald bekam es noch mehr Ursache zur Unzufriedenheit. In der Schweiz, wo seit Kaiser Albrechts 1. Zeiten die Liebe zur Freiheit nicht erstorben war, hatten — das konnte nicht fehlen — die Vorgänge in Frankreich die Gemüther vielfach bewegt. In meh- reren Kantonen regierten bloß einige wenige Familien, in andern da- gegen gehörten alle Familienväter zur Landesgemeinde. Jenes war so viele Jahrhunderte getragen, aber jetzt schien es den ausgeschlossenen Familien mit einem Male unerträglich. Ferner hatte jeder Kanton sogenannte Unterthanen, die nicht in die Regierung mitzusprechen hat- ten, aber sehr mild regiert wurden. So konnte es bleiben, und Alle hätten sich dabei wohl befunden. Aber die Ideen von Freiheit und Gleichheit klangen so süß, und die Unzufriedenheit wurde von den Un- ruhestiftern in Frankreich so geschickt aufgeregt, daß Jeder Antheil an der Regierung verlangte. Am besten wäre nun unter diesen Umstän- den wohl gewesen, daß die in der Schweiz Regierenden dem Wunsche des Volks nachgegeben hätten; aber dazu konnten sie sich nicht ent- schließen, weil dem Menschen nichts so schwer fällt, als der erlangten Gewalt, sie sey nun rechtmäßig oder nicht, zu entsagen. Kaum merk- ten die französischen Directoren die Gährung in der Schweiz, als sie sich auch sogleich erst heimlich, dann öffentlich hineinmischten. Sie mun- terten die Unzufriedenen auf, versprachen Unterstützung, und zuletzt ver- langten sie geradezu, die Kantone, namentlich Bern, sollten ihre Un- terthanen frei geben, und alle Kantone sollten zusammengeschmolzen werden, und also eine einzige, ungetheilte Republik bilden. Da nun die Schweizer von den Franzosen, die ihnen nichts zu gebieten hatten, keine Vorschriften annehmen wollten, und sich zur Gegenwehr rüste- ten, so rückte zu Anfänge des Jahres 1798 ein französisches Heer in die Schweiz ein. Wären die Schweizer jetzt nur recht einig gewesen! Ihre Berge sind ihnen ein treffliches Bollwerk, und die Tage von Morgarten, Sempach, Näfels, Granson, Murten und Nancy hatten gezeigt, was das brave Volk vermöge. Aber Viele hielten es aus heil- loser Verblendung mit den Franzosen, und selbst die Gutdenkenden waren verschiedener Meinung. Gleich in den ersten Gefechten wurden die Schweizer geschlagen und zerstreut, und nun verfuhren die Sieger
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