1839 -
Leipzig
: Fleischer
- Autor: Nösselt, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gelehrtenschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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die Verwundeten zu beneiden, die, hülflos und meist unverbunden,
ohne Speise und Trank die kalte Decembernacht auf dem eisigen Boden
zubringen mußten, Alle Opfer des Ehrgeizes eines einzigen Mannes!
Die Verbündeten wurden vollkommen geschlagen, und als sich zu Ende
der Schlacht Buxhöwden mit den russischen Garden über einen gefror-
nen See retten wollte, ließ Napoleon das Eis durch Kanonenkugeln
zerschmettern; es brach, und einige tausend der herrlichsten Soldaten
versanken rettungslos in die grausige Tiefe!
Allerdings war der Verlust der Verbündeten groß, aber ihre
Lage nicht verzweiflungsvoll; denn Erzherzog Karl, der bis dahin
gegen Massena gefochten hatte, kam jetzt aus Italien zur Hülfe her-
beigezogen; dasselbe that Erzherzog Johann von Tyrol her; die treuen
Ungern hatten ein allgemeines Aufgebot erlassen; in Neapel sollte ein
englisches und russiscbes Heer ans Land treten, und der König von
Preußen war im Begriff, Frankreich den Krieg zu erklären, weil Na.
poleon durch seine Truppen preußisches Gebiet verletzt hatte. Aber
Kaiser Franz wollte nicht noch mehr Blut vergießen lassen, und ließ
sich durch Napoleons Drohungen erschrecken. Kurz er suchte um einen
Waffenstillstand nach, der ihm auch gern bewilligt wurde. Während
desselben erzwang Napoleon durch Drohung von Preußen einen Ver-
trag, nach welchem der König Friedrich Wilhelm den Frieden zu er-
halten versprach, Neufchatel und Cleve an Frankreich, Ansbach an
Baiern überließ, und dafür das von französischen Truppen noch im-
mer besetzte Hannover erhalten sollte. Diese Bediengungen waren
von Napoleon mit großer Schlauheit gemacht worden; denn einmal
raubte er Oestreich dadurch den mächtigsten Bundesgenossen; ferner
entzweite er durch die Abtretung Hannovers Preußen mit England.
Das fühlte auch der König sehr wohl; aber sollte er jetzt, wo die
Oestreicher durch die Niederlage bei Austerlitz muthlos waren, und die
Russen sich schon auf dem Rückmärsche befanden, Krieg anfangen?
Er mußte also für den Augenblick zufrieden seyn, daß der durch die
preußischen Rüstungen gereizte Napoleon den Frieden erhalten wollte.
Kaiser Franz zögerte nun nicht, den Frieden von Preßburg
mit Frankreich am 26. December 1805 zu unterzeichnen. Er war
nachtheiliger als alle frühere. Venedig mußte an das Königreich Ita-
lien; ein Theil der westlichen vstreichischen Provinzen, namentlich das
treue Tyrol, an Baiern, die in Schwaben gelegenen Besitzungen an
Baden und Würtemberg abgetreten werden, und dafür erhielt Oest-
reich nur Salzburg zur Entschädigung, also nur 79 Quadratmeilen
für 222. Der Großherzog von Toskana erhielt für Salzburg Würzburg,
welches Baiern abgeben mußte; der Breisgau kam an Baden, und der
hisherige Besitzer des Breisgau's, Erzherzog Ferdinand von Modena,
sollteeine Entschädigung in Deutschland erhalten, erhielt sie aber nicht.