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1. Theil 3 - S. 488

1839 - Leipzig : Fleischer
488 mußte Ierome nicht nur die darauf hastenden Schulden übernehmen, sondern auch einige tausend Franzosen unterhalten, und sich gefallen lassen, daß französische Zollbeamten in Westphalen nach englischen Waaren herumspürten, die, wo man sie fand, zerstört wurden. — Frankfurt hatte seither dem Karl von Dalberg, der den Titel eines Primas von Deutschland führte, gehört. Jetzt wurde es am I.märz 1810 in ein Großherzogthum Frankfurt verwandelt, und Napo- leon bestimmte, daß des neuen Großherzogs einstiger Nachfolger der bisherige Vicekönig von Italien, Eugen, seyn solle. Denn seit er Marie Luise geheirathet hatte, war er nicht mehr Willens, dem Eugen Italien zu hinterlassen. Bei Ernennung des Großherzogthums Frankfurt erklärte er aus- drücklich, daß seine unmittelbaren Besitzungen nie über den Rhein ausgedehnt werden sollten, und doch erschien am 13. December 1810 das Decret, daß das nordwestliche Deutschland, namentlich Hamburg, Bremen, Lübeck, das Herzogthum Oldenburg, ein Theil von Berg und Hannover und einige kleinere Bezirke zu Frankreich geschla- gen werden müßten, um dem Schleichhandel der Engländer zu weh- ren, und Frankreich mit der Ostsee in Verbindung zu bringen. Eine große Freude empfand Napoleon, als ihm am 20. März 1811 ein Sohn geboren wurde, der den Namen eines Königs von Rom erhielt. Mit diesem Kinde wurde eine wahre Abgötterei getrie- den; Abgesandte der Behörden erschienen an seiner Wiege, und hielten die feierlichsten Reden an das Kind, welches von dem allen nichts verstand, und viele Fürsten und fürstliche Gesandten kamen nach Paris, um dem erhabenen Vater ihre Glückwünsche in tiefster Ehrfurcht zu überbringen. So glänzend nun auch Napoleons Regierung war, so viele gute Anlagen er auch machte — er legte Kanäle, Landstraßen und andere öffentliche Werke an — so wenig fühlten sich doch die Unterthanen sei- nes Reichs glücklich. Die jungen Leute wurden zu Tausenden durch seine Kriege hinweggerafft, und andere dann den Armen ihrer Eltern entrissen; die unterworfenen Länder seufzten unter drückenden Abgaben; Handel und Wandel lagen danieder; Keiner wußte, wie lange er sei- nem Fürsten angehören würde; denn Länder und Völker gingen, wie eine Waare, auf Napoleons Befehl aus einer Hand in die andere; und während öffentliche Reden und die Zeitungsblätter das Glück der Völker und den Ruhm des großen Mannes priesen, wurden die, welche es wagten, einen Laut der Klage oder die Stimme der Wahrheit hören zu lassen, von französischen Spionen verfolgt, eingekerkert, oft ohne zu erfahren warum, oder wohl gar ohne Weiteres erschossen, so daß zuletzt Jeder still das Unabwendbare ertrug, und hoffend einer bessern Zeit entgegensah, die aber noch sehr fern zu liegen schien. Da half
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