1839 -
Leipzig
: Fleischer
- Autor: Nösselt, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gelehrtenschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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Der heilige Bund. Kaiser Alexander, der bei der religiösen
Richtung seines Gemüths die damals den Fürsten noch fremde Idee
aufgefaßt harte, daß auch in der Politik nur das erlaubt sey, was vor
dem Gewissen gerechtfertigt werden könnte, daß also Politik und Mo-
ral, woran man bisher gezweifelt hatte, nicht nur mit einander beste-
hen könnten, sondern auch müßten, legte dem Kaiser Franz und dem
Könige Friedrich Wilhelm den Plan zu einem Bündnisse vor, das ganz
auf den Grundsätzen der christlichen Moral gegründet wäre. Beide
Monarchen gingen gern darauf ein, und so wurde 26. Sept. 1815
der sogenannte heilige Bund bekannt gemacht. Alle drei erklärten
darin, daß sie entschlossen wären, sowohl bei der Regierung ihrer eige-
nen Staaten wie in ihren äußeren Verhältnissen nur nach den Lehren
des Christenthums zu handeln, stets in Liebe vereinigt zu bleiben, ihre
Unterthanen väterlich zu regieren, sich als drei besondere Zweige einer
einzigen großen Familie zu betrachten, von allen Eroberungskriegen
abzustehen u. s. w. Zugleich forderten sie die anderen europäischen
Fürsten zum Beitritte auf, damit sich in Zukunft Europa eines ewi-
gen Friedens zu erfreuen habe. Aber ihre redlichen Absichten fanden
nicht überall die erwartete Anerkennung. Der Prinz-Regent von Eng-
land entschuldigte seinen Nichtbeitritt mit der Verfassung von England,
die seinen Willen beschränke, und der Papst, von dem man als angeb-
liches Haupt der Christenheit die freudigste Bereitwilligkeit hätte erwar-
ten dürfen, zeigte sogar eine Art von Empfindlichkeit, indem er erklärte:
neben der Kirche bedürfe man keines anderen heiligen Bundes; die
(katholische) Kirche, die er repräsentire, sey eine von'gott gestiftete
Anstalt, um die Menschen zu einem großen Bunde zu umfassen, und
darum sey die Aufstellung eines solchen menschlichen Bundes ganz gegen
die Würde der Kirche u. s. w.
Spanisch-amerikanischer Freiheitskrieg. Die Colonien,
welche Spanien in Nord- und Südamerika besaß, wurden von jeher
schlecht regiert. Der König selbst bekümmerte sich um die Verwaltung
derselben fast gar nicht — nie ist ein spanischer König selbst nach
Amerika gekommen — sondern überließ die Sorge seinen dorthin ge-
schickten Statthaltern, und war nur bemüht, recht viel Gold, Silber
und andere Schätze daher zu ziehen. Es wurden auch wirklich große
Reichthümer jährlich aus Amerika nach Spanien gebracht, aber das
war beiden Theilen kein Segen. Die Amerikaner verarmten, weil sie
mit keiner andern Nation als mit dem Mutterlande Handel treiben
durften, und die Spanier versanken in Armuth, Trägheit und
Schwäche, weil sie von Jahr zu Jahr fauler wurden, und daher ihre
Schätze andern Völkern, die ihnen ihre Bedürfnisse zuführten, beson-
ders den fleißigen Engländern, geben mußten. So ist der Besitz der
reichen amerikanischen Colonien für die Spanier'ein Unglück gewesen;