1839 -
Leipzig
: Fleischer
- Autor: Nösselt, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gelehrtenschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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und verwarf das Verlangen. Jetzt rückte Bubna herbei, schlug die
Rebellen unweit Vercelli, zog am 12. April in Alessandria ein, und
machte der Revolution ein schnelles Ende. Den Soldaten wurde ver-
ziehen, die Offiziere aber, die nicht geflüchtet waren, streng bestraft.
In Spanien ging es indessen sehr unruhig zu. Die zusam-
menberufenen Cortes, fast alle Freunde der Revolution, schränkten den
König so ein, daß er keinen Willen mehr hatte. Wohl regte sich hier
und da das Volk für ihn, aber seine Parthei war die schwächere, weil
er es nie verstanden hatte, sich Liebe und Achtung zu erwerben. Da
nahm sich endlich im Jahre 1823 König Ludwig 18. seiner an, und
schickte ein französisches Heer unter seinem Neffen, dem Herzoge von
Angouleme, nach Spanien, den gefangenen König zu befreien. Die
Franzosen rückten fast ohne Widerstand vor, weil die Meinungen der
Spanier getheilt waren. Als sie sich aber Madrid näherten, führten
die Cortes den König mir sich nach Cadiz, und rüsteten sich zu einer
ernstlichen Vertheidigung. Cadiz wurde nun belagert, und wehrte sich
tapfer. Als aber die Franzosen das Fort Trocad ero, welches den
Zugang zu Cadiz vertheidigte, stürmend einnahmen, ergab sich die
Stadt. Ferdinand wurde freigegeben, und die Schuldigsten flüchteten
über das Meer nach England, wo sie nebst den geflüchteten Neapoli-
tanern in großer Armuth von der Unterstützung der Engländer leben
mußten. Jetzt hätte Ferdinand sein Volk beruhigen können, wenn er
den Verirrten verziehen, und nur die Häupter der Revolution bestraft
hätte. Aber dazu konnte er sich nicht entschließen; es wurde eine ge-
naue Untersuchung angestellt, wer zur Parthei der Cortes gehört habe;
diese Leute wurden verfolgt, ihrer Aemter entsetzt, eingekerkert, und eine
Menge Menschen dadurch unglücklich gemacht.
Auch in Portugal behauptete sich die Herrschaft der Cortes
nicht. Als König Johann 6. 1821 nach Europa zurückgekehrt war,
hatte er in Brasilien seinen ältesten Sohn Don Pedro als Regenten
zurückgelassen. Aber die Brasilier waren unzufrieden, daß sie von dem
kleinen Portugal abhängen sollten, und verlangten vom Kronprinzen,
daß er sie als selbstständiger Monarch regieren solle. Lange schwankte
dieser; endlich gab er nach, da er wohl einsah, daß sonst die Einwoh-
ner sich leicht, wie die Einwohner der benachbarten spanischen Colonien,
frei machen könnten. Brasilien wurde für unabhängig erklärt, und
am 12. October 1822 Pedro 1. als Kaiser von Brasilien aus-
gerufen. Er gab dem Volke eine gemäßigte Verfassung, und öffnete
seine Häfen den Schiffen jeder Nation, wodurch sich der Handel und
Wohlstand schnell hob. — In Portugal selbst hatte sich der König
Johann in alles, was die Cortes wollten, fügen müssen. Er ertrug
das mit vieler Geduld; nicht so seine Gemahlin Charlotte, eine Schwe-
ster Ferdinands 7. Es schien ihr unerträglich, die königliche Gewalt