1846 -
Breslau
: Graß, Barth
- Autor: Löschke, Karl Julius
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
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Ritter-Orden»
tragen, wo sein Herland unter einer Dornenkrone geblutet hatte.
Beschützer des heiligen Grabes nannte er sich; erst sein Nach-
folger, der freilich schon im nächsten Jahre (1100) folgte, führte den
# Titel König von Jerusalem.
Schon vor dem Beginn der Kreuzzüge (im Jahre 1018) hatten
einige italienische Bürger in Jerusalem ein Hospital zur Aufnahme
und Verpflegung der Fremden gestiftet. Seit der Eroberung der Stadt
verpflichteten sich die Brüder desselben zur Uebernahme der Mönchsge-
lübde und im Jahre 1118 nahmen sie auch noch die Verpflichtung
eines beständigen Kampfes gegen die Ungläubigen auf. Sie nannten
sich zu Ehren des Täufers Johannes Johanniter-Ritter. In dem-
selben Jahre stifteten französische Ritter zu gleichem Zwecke einen andern
Ritter-Orden. Nach ihrem Sitze im königlichen Pallast an der Seite des
einstmaligen Tempels wurden sie T e m p l e r oder Tempelherren genannt.
Diese Orden bildeten gleichsam ein stehendes Heer der Kirche im Mor-
genlande. Von Zeit zu Zeit kamen neue Kreuzfahrer aus dem Abend-
lande zur Unterstützung der morgenländischen Christen. Die Verhält-
nisse der neuen Eroberungen blieben aber in einem beständigen Schwanken,
seltener vom Glück begünstigt, öfter vom Unglück heimgesucht. Mehr-
mals war Jerusalem dem Untergange nahe, im Jahre 1118 ward es
wirklich den Christen wieder entrissen. Der Sultan Saladin eroberte
es. Die Gräuel der ersten Eroberung der Stadt durch die Christen
waren himmelschreiend, wie wird es jetzt den christlichen Bewohnern
ergehen, wenn sie in die Hände der Türken fallen? Die bedeutenderen
Städte, welche die Kreuzfahrer inne gehabt, hatte Saladin schon ge-
wonnen, ehe er nach Jerusalem kam. Wenn die Bewohner derselben
sich ihm ergaben, war ihnen ihr Leben, ihr Vermögen, ihr Glaube
gesichert worden.. Auch Jerusalem forderte er unter gleicher Zusage zur
Uebergabe auf. Als ihm erwiedert ward, es sei heilige Pflicht der
Christen, die Stadt bis in den Tod zu vertheidigen, schwur Saladin
bei dem Propheten (Muhamed): er wolle nicht eher ruhen, als bis er die
Stadt mit dem Schwerte erobert und für seine Glaubensbrüder, die
einst vor 88 Jahren das Schmachvollste erlitten hatten', Rache an den
Christen genommen habe. Die Belagerung begann; schon war ein
Theil der Mauern der Stadt niedergeworfen, da suchten die Belagerten
mit Saladin zu unterhandeln, doch er entgegnete ihnen: Jetzt sei es zu
spät, Frieden zu vermitteln; ein Eid binde ihn, Jecüsalem mit Sturm
zu nehmen und die Einwohner umbringen zu lassen. Nichts desto
weniger wiederholten die Christen ihre Friedens-Anträge, sie schilderten
das Elend, das ihnen bcvorstehe, in den schrecklichsten Farben, erklärten,
daß sie dann nothwendig als Verzweifelnde kämpfen und ihre Weiber