Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Erzählungen aus der Geschichte alter und neuer Zeit - S. 221

1846 - Breslau : Graß, Barth
Luthers Jugend. 221 § 147. In Mansfeld, einer Stadt, nicht weit von Eisleben, lebte ein ehrbarer geachteter Bergmann, Hans Luther; auch seine Frau Margarethe, eine geborne Lindemann, stand wegen ihrer Gottesfurcht und ihres fleißigen Betens in großer Achtung. Diesen frommen Eltern ward im I. 1483 am 10. Nov., da sie eben in Eisleben waren, ein Sohn geboren. Am folgenden Tage, der dem Bischof Martin gewid- met war, wurde derselbe getauft und erhielt den Namen Martin. Zu Mansfeld, in der freien Gebirgsluft, wuchs er auf. Seine Eltern hielten ihn schon im zarten Kindesalter zum Fleiß und zur Gottesfurcht an; darum ist er auch fein lebelang fleißig und gottesfürchtig geblieben. Frühzeitig brachte ihn sein Vater in die Schule, wo der Knabe, wie es damals in den Schulen gewöhnlich war, vor allen Dingen die la- teinische Grammatik lernen mußte; doch hat er auch die zehn Gebote, den Kinderglauben und das Vaterunser fleißig und schleunig gelernt. Später kam er auf die berühmtere Schule nach Magdeburg, dann nach Eisenach, wo er mütterliche Verwandte hatte. Gleich mehreren andern Schülern ging er, um sich sein Brot zu verdienen, von Haus zu Haus und sang. Eine fromme Frau, Eotta mit Namen, die den andächtigen Ehorknaben lieb gewann, ward seine Wohlthaterin. Nach einem Aufenthalt von wenigen Jahren begab er sich auf die Universität Erfurt. Seine Anlagen und sein Talent erregten bald allgemeine Be- wunderung. „Fleißig gebetet, ist halb studirt," das war sein Wahlspruch, und demgemäß sing er an jedem Morgen sein Lernen mit einem herz- lichen Gebete an. Es ergötzte ihn, sich in der Bibliothek zu Erfurt aufzuhalten, und in den Büchern, welche er dort fand, zu lesen. Einst- mals kam ihm daselbst unter andern auch eine lateinische Bibel vor^ Er mochte ungefähr 20 Jahr alt sein; stets auf Schulen gewesen, hatte er schon manches Buch in den Händen gehabt, aber eine Bibel hatte er noch nicht gesehen, er wußte eigentlich auch nicht, was sie Alles ent- halte. Bibeln waren nämlich in jener Zeit etwas Seltenes, und den Schulcectoren in den sächsischen Ländern war laut bischöflichen Befehls ausdrücklich geboten worden: sie sollten die Bücher der heiligen Schrift in ihren Schulen nicht erklären, weder öffentlich, noch im Privat-Un- terricht. Wie erstaunte nun Luther, als er fand, daß in der Bibel außer den sonn- und festtäglichen Evangelien noch vieles Andere zu lesen sei; wie begierig las.er den ersten Abschnitt, den er aufschlug, die Geschichte von Hanna und Samuel (1. Sam. Kap. 1.). Ein feuriger von der Liebe zu Gott durchdrungener Jüngling nimmt zum ersten Male das Buch der göttlichen Offenbarung in seine Hand und liest darin von einer frommen Mutter und einem frommen Knaben, der früh schon sein Leben dem Herrn weihete! Da schlug dem jungen Luther
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer