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1. Erzählungen aus der Geschichte alter und neuer Zeit - S. 264

1846 - Breslau : Graß, Barth
264 Ausbruch des längst durch ihre unerträglichen Bedrückungen der Evangelischen gänz- lich verhaßt waren, so wurde der Beschluß gefaßt: man wolle geradezu in die Königliche Statthalterei gehen, wolle ein offenes Wort mit den Statthaltern sprechen und sie wegen ihres Antheils an dem kaiserlichen Schreiben und wegen ihrer Ungerechtigkeiten gegen die Evangelischen zur Rede stellen. Am 23. Mai 1618 begaben sich deshalb die in Prag versammelten Defensoren in großer Anzahl auf's Schloß, und hier ge- schah es nach kurzem Wortwechsel, daß man einen der verhaßten Räthe, Martinitz mit Namen, ohne Umstände zum Fenster hinaus warf, das ungefähr 00 Fuß hoch über dem Erdboden war. „Edle Herren, hier habt ihr den andern!" rief Matthias von Thurn, einer der heftigsten unter den Evangelischen, undhrängte den Slawata zum Fenster hin, der nun gleichfalls hinab gestürzt wurde; auch ihren Geheimschreiber Fabricius traf dasselbe Schicksal. Durch dieses Verfahren gegen seine Räthe war dem Kaiser selbst der Krieg erklärt. Jetzt rüsteten sich die Evangelischen in Böhmen ernst- lich und trafen alle Anstalten zu ihrer Vertheidigung. Auch die Schlesier und Lausitzer hatten ihnen Beistand versprochen, und es begann nun ein Krieg, der 30 Jahre, von 1618 bis 1648, währte. Beim Aus- bruche desselben regierte als deutscher Kaiser und zugleich als König von Böhmen Matthias, der 1612 auf seinen Bruder Rudolph gefolgt war, aber schon 1610 starb. Seine nächsten Nachfolger auf dem Kai- serthrone waren Ferdinand Ij[. (von 1619 —1637) und Ferdi- nand Iii. (1637—1057). In' den ersten Jahren galt es die Bekäm- pfung der Böhmen; aber bald verbreiteten sich die Heere über ganz Deutschland, und auch fremde Truppen, nämlich Polen, Schweden. Spanier, Franzosen und Italiener, kämpften auf deutschem Boden. Bald waren es kirchliche Zwecke, bald die Vortheile der weltlichen Macht, welche durch die Waffen entschieden werden sollten, und die kriegfüh- renden Mächte änderten ihren Sinn und ihre Partei so oft, daß es äußerst schwierig ist, den Gang des Krieges zu verfolgen. Hier soll von all den unendlichen Drangsalen, welche Deutschland trafen, nur Einiges mitgetheilt werden. § 177. Die Böhmen hatten noch zu Lebzeiten des Kaisers Mat- thias dem Ferdinand gehuldigt. Dieser hielt aber die Zusagen, welche er bei der Huldigung ihnen gegeben hatte, nicht; darum wollten sie ihn, als Matthias gestorben war, auch nicht als König anerkennen und wählten an seine Stelle den Kurfürsten von der Pfalz, Friedrich V., der sich zum reformirten Glauben bekannte. Da aber Ferdinand die böhmische Krone nicht aufgab, so begann der Kampf zwischen den bei- den Gegen-Königen. Die Hauptschlacht war am weißen Berge bei
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