1879 -
Münster
: Coppenrath
- Autor: Hechelmann, Adolf
- Auflagennummer (WdK): 34
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Durch die Erfindung der Buchstabenschrift ist es erst mglich geworben, da wir jetzt noch tefen, was vor Jahrtausenden geschah oder gedacht wurde. Und was noch jetzt von den Menschen Groes gedacht oder vollfhrt wird, es geht nicht mit ihnen unter; die Schrift bewahrt es treu fr alle Zeiten und Menschen aus. 9iohe Völker habeu sie sogar fr etwas bernatrliches gehalten. Die Indianer, denen es unbegreiflich vorkam, wie der Europer durch einen erhaltenen Brief unterrichtet werden knne von dem, was in der Ferne geschehen war, hielten das beschriebene Papier an's Ohr' um zu hren, ob es nicht auch ihnen etwas sagen wrde. Andere waren gar nicht zu bewege, ein beschriebenes Blatt Papier anzurhren. Sie hielteu die einzelnen Schriftzeichen fr eben so viele Augeu, Ohren und Zungen, mit denen das wunderbare Blatt Alles sehe. Alles hre. Alles wiedererzhle, und frchteten sich sehr vor dem kleinen papiernen Verrther. Wer denkt hierbei nicht an jenen Mexikaner, der von seinem Herrn mit einer Schachtel voll reifer Feigen nebst einem Briefe zu einem Freunde ! geschickt wurde! Unterwegs wandelte den Sklaven die Neugierde an, was Doch wohl die Schachtel enthalten mge, und er zog den Deckel ab. Und siehe! da blickten die schnen braunwangigen Feigen so lieblich uitb hold aus ihrem Kerker hervor, da der Sklave ihren Reizen nicht widerstehen konnte. Er kostete eine und wieder eine und noch eine und so fort, bis nichts mehr zu kosten war. Den Brief aber berbrachte er getreu dem fremden Herrn. Als dieser nun nach den Feigen fragte, von welchen der | Brief spreche, berfiel den Sklaven ein gewaltiger Schrecken. Mit groen i Augen sah er den Brief an und hielt ihn fr ein belebtes Wesen, weil er ! feine Nschereien verrathen hatte.
Aegyptische Baukunst. Kein Volk hat der Nachwelt so riesenhafte : Denkmler seiner Baukunst hinterlassen, als die Aegyptier. In den stlichen Felsengsbirgen fanben sie das vortrefflichste Material zu benselben, | Kranit, Porphyr, Marmor, Alabaster, und bieses benutzten baulustige Könige, um Werke aufzufhren, deren Gre und Pracht wahrhaft in j Erstaunen setzen. Zwar liegen die meisten dieser ungeheueren Denkmler des Alterthums zertrmmert, ober mit dem aus der Wste hergewehten Saube bebeckt; viele jeboch stehen noch jetzt ba als ehrrorbige Zeugen des Kunstsinnes und des anhalteuben Fleies der Aegyptier.* Unter ihren Werken verhielten auer den vielen herrlichen Tempeln besonbers genannt zu werben:
l. Die Katakomben ober Grber. Diese sind angelegt in der libyschen Bergkette, besonbers bei Theben, mit einer Menge langer, in vielfachen Windungen sich hinziehenber Gnge, die zu Gemchern, Seitenkammern, Hallen ober Treppen führen. Die Wnbe dieser Ruhesttten bcr Tobten sinb reich verziert mit Hieroglyphen und mit eilige-
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