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1. Geschichte Sachsens und seiner Fürsten - S. 26

1855 - Dresden : Meinhold
26 jede einzelne von jenen, nichts ausrichtcn. War dieß an und für sich unbillig, insofern offenbar manche Beschlüsse, an denen rein nur die Hochschule und die böhmische Parthei ein Interesse haben konnten, lediglich durch bösen Willen der drei andern Partheien zum Nachtheil der erstem gefaßt wurden, so steigerte sich die Erbitterung der slavischen oder Nationalpartbei vorzüglich noch dadurch, daß jene es durch ihr Uebergewicht beim Abstimmen zu verhindern wußten, daß der Abgott der böhmischen Jugend, der muthige Reformator Johann Huß, zu einer geistlichen Pfründe gelangen konnte. Natürlich hetzte derselbe seine Landsleute, über die er bereits eine mächtige Gewalt durch die Kraft und die Freisinnigkeit seiner Rede besaß, zum Widerstande an, wußte ihr Nationalgefühl gegen die ihnen längst verhaßten Deutschen zu entflammen, und als die letztem ihre Rechte nicht aufgeben wollten, machte Wenzel spottweise seinen Küchenmeister zum Rector (18. Januar 1409), und dieser entschied nun sofort zu Gunsten seiner Landsleute. Half nun auch die Protestation des letzten deutschen Rectors der Uni- versität, Henning Boldcnhagen, und die Niederlegung seines Amtes (9. Mai 1409) gegen die Uebermacht nichts, so hatte dieselbe doch auf der andern Seite die wichtige Folge, daß jener nebst vielen andern Lehrern und fast 20oo deutschen Studenten Prag verließ und nach Leipzig wanderte, wo die Zöglinge der Musen mit offenen Armen aus- genommen wurden. Dadurch kamen die sächsischen Fürsten wahr- scheinlich auf den Gedanken, in ihren Ländern ein ähnliches Institut zu gründen, wie schon seit längerer Zeit in dem obengenannten Prag, seit kürzerer aber (1392) in dem nahegelegenen Erfurt bestand. Sie wandten sich also an Papst Alexander V., um von demselben die zu , diesem Zwecke nothwendige päpstliche Bestätigung zu erbitten, und er- hielten dieselbe auch sehr bald durch eine von Pisa aus datirte Bulle <vom 9. Septbr. 1409). Sie zögerten keinen Augenblick, dieselbe in Ausführung zu bringen, und hatten die Genugthuung bereits am 2. (4.) December desselben Jahres im Refectorium der regulären Chorherrn von St. Thomas in Gegenwart vieler Fürsten und Herrn, Prälaten und der nachher hier angestellten Lehrer die neue Universität einzuweihen, und als ersten Rector derselben Otto von Münsterberg vorzustellen. Welchen Einfluß diese Stiftung nicht blos für das schnelle Emporblühcn und den Reichthum der Stadt, sondern für die Bildung des ganzen Landes hatte, brauchen wir an diesem Orte nicht groß auseinanderzusetzen, es genüge zu erwähnen, daß dieser Musensitz nn Berühmtheit auch im Auslände bald alle ähnlichen Anstalten
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