1855 -
Dresden
: Meinhold
- Autor: Gräße, Johann Georg Theodor
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Sachsen
- Inhalt: Zeit: Mittelalter, Neuzeit
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nicht allein auf die religiöse Begeisterung um seine rebellischen, von
dem finstern Glaubenseiferer Ziska angeführten Unterthanen zu Paaren
zu treiben, sondern er knüpfte auch mit mehreren deutschen Fürsten
Unterhandlungen an, um sich Bundesgenossen zu gewinnen. Natür-
lich schienen ihm zu diesem Zwecke die Wettiner die geeignetsten, theils
wegen der Größe und des Wohlstandes ihrer Länder, theils wegen
ihres Reichthumö, theils endlich wegen ihres schon allbekannten männ-
lichen Muthes. Er täuschte sich auch in seinen Erwartungen nicht,
denn Friedrich der Streitbare, sein Bruder Wilhelm (Ii.) und ihr
thüringischer Vetter, Friedrich der Friedfertige, zogen ihm (1420) mit
einem wohlgerüsteten Heere zu Hilfe, um das alte Prag zu belagern.
Sie vermochten trotz aller ihrer Tapferkeit nicht, die von zahlreichen
durch glühenden Fanatismus begeisterten Kriegern vertheidigte Stadt
einzunehmen, und Sigismund mußte, nachdem er sich zuvor zum König
vonböhmen hatte krönen lassen, unverrichteter Sache abziehen (1420).
Da dieser selbst aber wegen in seinen übrigen Erblanden ausgebroche-
nen Kriegshändeln in dem nächsten Jahre seinen Versuch zur Erober-
ung Böhmens nicht erneuern konnte, so verbanden sich die sächsischen
Fürsten mit den Cburfürsten von Mainz, Trier, Cöln und der Pfalz
zum gemeinsamen Kampfe gegen die nicht allein ketzerischen, sondern
auch wahrhaft unholdischen Böhmen. Zwar versuchten Letztere Fried-
rich den Streitbaren theils durch Vorlegung ihrer an sich nicht zu
verwerfenden, jetzt scharf formulirten Forderungen (Abendmahl unter
beiderlei Gestalt, Predigen in ihrer Muttersprache, Einziehung der
geistlichen Güter und Stellung der Geistlichen, welche eine Todsünde
begangen hatten, vor den weltlichen Richterstuhl) für sich zu gewinnen,
theils durch Verdächtigung des Kaisers ihn wenigstens von der Par-
thei desselben abzuziehen, allein auch hier zeigten sich die sächsischen
Fürsten als ebenso treue Anhänger an die Kirche wie an den Kaiser,
sie fielen in Böhmen ein und Friedrich schlug die Hussiten bei Brir
völlig aufs Haupt (1421). Sein weiteres Vordringen in Böhmen
würde auch wahrscheinlich zur völligen Unterwerfung der Hussiten
geführt haben, wäre er vom Kaiser und den mit ihm verbündeten Für-
sten besser unterstützt worden. So sah er sich genöthigt, sich zurück-
zuziehen, allein als Sigismund den sächsischen Fürsten im nächsten
Jahre (1422) auf dem Reichstage zu Nürnberg eine bedeutende Ent-
schädigung an Besitzungen in Böhmen, Meißen und dem Voigtland
für die bisher für ihn aufgewendeten Kriegskosten verwilligt hatte,
verpflichteten diese sich auch, ihm für die Dauer des Krieges ferner