1855 -
Dresden
: Meinhold
- Autor: Gräße, Johann Georg Theodor
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Sachsen
- Inhalt: Zeit: Mittelalter, Neuzeit
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Karl V. dessen erledigtes Herzogthum seinem Bruder Ferdinand ver-
liehen. Allein da durch dieses offenbare Streben des Kaisers, seine
Hausmacht zu vergrößern, die Reichsstände für sich selbst besorgt wur-
den, so darf es nicht Wunder nehmen, wenn die eifrig katholischen
Herzoge vonbaiern und Franzi, von Frankreich mit den evangelischen
Fürsten ein Bündniß gegen den Kaiser schlossen (1531 und 1532)
und der Landgraf Philipp von Hessen durch die Schlacht bei Lauffen
(15. Mai 1534) demselben alle Aussicht auf Durchsetzung seiner
Pläne nahm. Jndeß die Vorstellungen Herzogs Georg von Sachsen
und des Churfürsten von Mainz veranlaßten den Churfürsten von
Sachsen zu dem Vertrag zu Kadan in Böhmen (29. Juni 1534) mit
König Ferdinand, in welchem zwar Letzterer einwilligte, daß Herzog
Ulrich sein Land wiederbekäme, dasselbe aber von nun an als Reichs-
afterlehn von Oesterreich mit Vorbehalt der österreichischen Erbfolge
angesehen werden, der Churfürst von Sachsen dagegen Ferdinand als
römischen König anerkennen, und dieser sich verpflichten sollte, den
Nürnberger Religionsfrieden aufrecht zu erhalten.
Der am 20. November 1535 durch Ferdinand mit allen Ländern
der ernestinischen Linie belehnte Churfürst Johann Friedrich setzte nun
für den 6. December desselben Jahres eine neue Zusammenkunft der
evangelischen Bundesmitglieder zu Schmalkalden an, weil das Kam-
mergericht immer noch nicht aufhörte, Processe wegen der obgedachten
Glaubensangelegenheiten zu erheben. Zwar versuchte der neue Papst
Paul Iii. (s. 1534) durch seinen staatsklugen Abgesandten Paulus
Vergerius den Churfürsten durch das Versprechen einer demnächst ab-
zuhaltenden Kirchenversammlung für sich zu gewinnen, allein sowohl
dieser wie die übrigen zu Schmalkalden versammelten Fürsten und
Stände antworteten ausweichend. Sie beschlossen vielmehr, ihren
Bund noch weiter zu verlängern und auszudehnen, und auf den Zu-
sammenkünften zu Frankfurt (April 1536) und Schmalkalden (29.
September 1536) ward derselbe nochmals erneuert, es traten auch
noch neue Mitglieder bei, so Herzog Ulrich von Würtemberg, die Her-
zöge von Pommern und Anhalt und mehrere Städte, nachdem noch
vorher Melanchthon eine Vergleichsformel (Con60rdia Vitembergensis)
mit einigen oberdeutschen, den Schweizern anhängenden Städten ent-
worfen hatte (15. Mai 15 36). Es ward hier auch die Höhe des auf
gemeinschaftliche Kosten zu haltendes Kriegsheeres näher bestimmt und
Johann Friedrich von Sachsen und Philipp von Hessen zu Haupt-