1855 -
Dresden
: Meinhold
- Autor: Gräße, Johann Georg Theodor
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Sachsen
- Inhalt: Zeit: Mittelalter, Neuzeit
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Unterdessen hatte der muthige aber wilde Markgraf Albrecht von
Brandenburg-Culmbach, dem die zum Frieden sich neigenden Ver-
hältnisse wegen verschiedener Verwickelungen, in denen er sich befand,
nicht willkommen waren, sein Heer nicht nur nicht entlassen, sondern
in Franken und dem Mainzischen und Kölnischen Gebiete verschiedene
Unbilden verübt, auch die allerdings nicht von Schuld gegen ihn freien
Bischöfe von Bamberg und Würzburg (freilich noch vor dem
Paussauer Vertrage) zu für diese sehr drückenden Verträgen gezwungen.
Moritz versuchte ihn, als seinen alten Freund und Verbündeten, zwar
auf jede Weise zur Niederlegung der Waffen zu bewegen; allein jener
wollte nichts davon wissen, und der Kaiser zeigte sich so lau gegen
Albrechts Gewaltthätigkeiten, daß Moritz mit Recht vermuthen konnte,
derselbe wolle wohl gar Letzteren gegen ihn brauchen. Daher schloß er
mit König Ferdinand, der selbst über seines Bruders zweideutiges Be-
nehmen in Sorge war, mit den Bischöfen von Bamberg und Würz-
burg, der Stadt Nürnberg und dem Herzog Heinrich von Braunschweig-
Wolfenbüttel einen Vertrag (Mai 1553) zur Abwehr eines Angriffs
von Seiten Albrechts ab.
Markgraf Albrecht, bedrängt von den Truppen der verbündeten
Fürsten, zog sich aus Franken nach Niedersachsen, wohin ihn Herzog
Erich von Kalenberg, der Moritzens Schwester Sidonia zur Frau hatte,
gegen Heinrichs von Braunschweig zweiten Sohn Philipp zu Hilfe ge-
rufen hatte, erklärte jedoch dabei (11. Juni 1553) in einem Schreiben
an die sächsischen Stände, er beabsichtige weder gegen ihren Herrn noch
sein Land irgend etwas Feindseliges.
Moritz schenkte jedoch diesen Versicherungen keinen Glauben, denn
abgesehen davon, daß nicht ungegründeter Verdacht vorhanden war,
Albrecht gehe damit um, nach Besiegung des Braunschweigerö Johann
Friedrich, der schon längere Zeit heimlich rüstete, in sein Land wieder
einzusetzen, konnte und wollte er diese muthwillige Störung des kaum
hergestellten Friedens im Reiche nicht gleichgültig ansehen. Er sagte
ihm also (Ende Juni 1553) förmlich ab und zog mit einem schnell ge-
sammelten Heere gegen ihn.
Am 9. Juli 1553 stießen beide Gegner bei Sievershausen im
Hannöverschen zusammen. Anfangs schien der Sieg auf der Seite des
Markgrafen zu sein, denn ein Theil seiner Reiterei hatte die des Chur-
fürsten Moritz geworfen; allein es gelang demselben, der mit der
größten persönlichen Tapferkeit den Seinigen als leuchtendes Beispiel
voranging, die Fliehenden zum Stehen zu bringen und sie zum Angriff
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