1855 -
Dresden
: Meinhold
- Autor: Gräße, Johann Georg Theodor
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Sachsen
- Inhalt: Zeit: Mittelalter, Neuzeit
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rende Amt als Reichsverwcser, und seinem Einflüsse auf dem Wahltage
zu Frankfurt hatte es das Haus Habsburg zu danken, daß in Leopold I.
(18. Juli 1658) abermals ein Glied desselben trotz der Intriguen des
dagegen arbeitenden Frankreichs und Schwedens die Kaiserkrone erhielt.
Leider trat Johann Georg Ii. in den nun folgenden Handeln der
Stadt Erfurt, welche sich während des 30jährigen Krieges durch die
Begünstigung Schwedens von ihrem Erbherrn, dem Erzbischof von
Mainz, fast ganz unabhängig gemacht hatte, nicht mit der Energie
auf, die er, insofern die Stadt des Erbschutzes des Gesammthauscs
Sachsen genoß, hierbei hätte entwickeln sollen, im Gegcntheil gab er die
Rechte desselben, nachdem Churmainz sich in den Besitz der Stadt durch
Waffengewalt gesetzt, in dem Leipziger Vergleiche (20.Decbr. 1655) und
Erfurter Erecutionsreceß (16. Mai 1667), gegen eine sehr geringe Ent-
schädigung von Seiten des Churfürsten von Mainz völlig auf.
Dieselbe schwankende Politik zeigte endlich der Churfürst von Sach-
sen auch in der Folge, als er erst mit Frankreich (1664), dann aber auch
(1666) mit Schweden in ein Vündniß trat, denn hierzu hatte ihn ledig-
lich die Eifersucht gegen die wachsende Macht Brandenburgs und sein
Verdruß über die von diesem begünstigte reformirte Lehre vermocht.
Zwar schloß er, als die Absichten des eroberungslustigen Ludwigs Xiv.
immer deutlicher zu Tage traten, einen Vertrag mit dem Churfürsten
von Trier, dem Bischof von Münster und dem Markgrafen von Baireuth
zur Aufrechthaltung des Westphälischen Friedens und der deutschen
Freiheit gegen Frankreich ab (1672), allein es war ihm doch kein rechter
Ernst damit, und deshalb verweigerte er auch dem großen Churfürsten
Friedrich Wilhelm von Brandenburg die Theilnahme an einem Bünd-
nisse zum Schutze der von Ludwig Xiv. bedrängten Niederlande. Erst
als Letzterer die brandenburgischen Länder am Rhein und in Westphalen
verheeren ließ, verband er sich (1673) mit dem Kaiser zur Abwehr dieser
gallischen Eroberungsgelüste und sendete seinen Sohn, den nachherigen
Churfürstcn Johann Georg Iii. mit einer kleinen Armee an den Rhein,
wo derselbe schon damals (1673—79) jene Tapferkeit und Feldherrn-
beruf zeigte, durch den er nachmals so berühmt ward.
Unterdessen hatte der große Churfürst bei Fehrbellin (Juni 1675)
die Schweden, welche, durch französische Hilfsgelder unterstützt, in seine
Erbländer eingefallen waren, gänzlich geschlagen und sie nach und nach
aus allen ihren in Deutschland erworbenen Besitzungen vertrieben (bis
1678), dadurch aber von Neuem die Eifersucht Chursachsens und selbst