1855 -
Dresden
: Meinhold
- Autor: Gräße, Johann Georg Theodor
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Sachsen
- Inhalt: Zeit: Mittelalter, Neuzeit
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nehmlich die Ehre des Tages. Doch wurde Johann Georgs Auf-
opferung von dem Kaiser nur mit kaltem Danke gelohnt, und so eilte
er sehr bald (15. Septbr.) mißmuthig der Heimath wieder zu, jedoch
nicht ohne einige noch heute als Erinnerungszeichen sächsischer Tapfer-
keit aufbewahrte merkwürdige Trophäen errungen zu haben.
Zwar nahm Johann Georg Iii. von nun an nicht wieder persönlich
an der Fortsetzung des Türkenkriegs Theil, allein er sendete doch (1685)
der von dem Halbmonde in ihren griechischen Besitzungen schwerbe-
drängten Republik Venedig ein Hilfscorps, und abermals waren es säch-
sische Fahnen, vor denen der Erbfeind der Christenheit sich beugen mußte.
• Unterdessen batte der für die Integrität des deulschen Reichs glühend
begeisterte Fürst keine Mühe gespart, die deutschen Fürsten zu einem ge-
meinschaftlichen Bündniß gegen Ludwig Xiv. zu veranlassen, er war
deshalb sogar nach Holland gereist (1688), und als Jener mit seiner
Armada über die Rheinlande herfiel und die unglückliche Pfalz verheerte,
da eilte er mit einem für jene Zeit bedeutenden Heere dem Reiche zu
Hilfe. Auch im nächsten Jahre stand er wieder mit den Seinen bei dem
Reichsheere am Rheine, und hier waren es abermals die Sachsen, welche
das tapfer vertheidigte Mainz zur Uebergabe zwangen (11. Sept. 1689).
Daß die Feldzüge von 1690 und 1691 wenig Erfolg für die Reichs-
truppen hatten, lag weniger in der Tapferkeit der Feinde, als in der oft
planlosen, wenigstens nicht übereinstimmenden obersten Kriegsleitung
auf Seiten des kaiserlichen Heeres. Mißstimmung und getäuschte Hoff-
nung machten den durch Mühen angegriffenen Körper des tapfern Chur-
sürsten von Sachsen zur leichten Beute einer in seinem Heere wüthenden
Seuche und so starb er denn schon am 12. September 1691, fern von der
Heimath, zu Tübingen, und erlebte die Entscheidung seiner auf die Lande
des letzten, ohne Erben verstorbenen (1689) Herzogs (Julius Franz) von
Sachsen-Lauenburg beim Reichshofrath erhobenen Ansprüche nicht, die
bekanntlich trotz ihrer durchaus gerechten Begründung später (19. Juli
1697) sein Sohn Friedrich Apgust I. leichtsinniger Weise für eine geringe
Summe (1,100,000 Gulden) an den Herzog Georg von Braunschweig-
Celle abtrat und sich mit dem schon von seinem Vater angenommenen
leeren Titel und Wappen eines Herzogs von Engern und Westphalen be-
gnügte. Die fast fortwährende, durch die Kriegsläufe bedingte Abwesen-
heit Georgs 111., des von seiner Zeit sogenannten sächsischen Mars, aus
seinen Erblanden erklärt es, warum er für die Ausbildung der innern
Verhältnisse desselben wenig thun konnte, gleichwohl gebührt ihm das
Verdienst, nach Kräften der durch seinen Vater in's Leben gerufenen