1855 -
Dresden
: Meinhold
- Autor: Gräße, Johann Georg Theodor
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Sachsen
- Inhalt: Zeit: Mittelalter, Neuzeit
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Endlich nöthigte der Friede zu Fontainebleau zwischen Englands
Frankreich und Spanien (3. Novbr. 1762) Friedrich den Großen,
der nunmehr ebensowenig auf Englands Unterstützung wie Oesterreich
aus die Frankreichs zahlen durfte, auf die ihm wiederholt von dem
cdeln Ehurprinzen Friedrich Christian von Sachsen, der das Elend
des Landes, welches er einst beherrschen sollte, nicht mehr mit ansehen
konnte, im Namen seines Vaters und der Kaiserin gemachten Friedens-
vorschläge einzugehen, und so kam denn endlich (15. Febr. 1763)
der Friede zu Hubertusburg zu Stande, dem für Oesterreich und
Preußen die Bedingungen des Breslauer, für Sachsen und Preußen
die des Dresdner Friedens zu Grunde lagen. Noch ward dabei be-
stimmt, daß die preußischen Truppen das Land binnen drei Wochen
räumen, die sächsischen kriegsgefangenen Soldaten und Artillerie ohne
Lösegeld, sowie die noch im Besitze der Preußen befindlichen Festungen
zurückgegeben und die rückständigen Contributionsgelder erlassen wer-
den sollten.
Am 30. April 1763 zog endlich Friedrich August 11. nach sieben-
jähriger Abwesenheit wieder in seiner Residenzstadt ein, die freilich
noch auf jeder Straße die furchtbarsten Spuren des preußischen Bom-
bardements trug. Er war nicht weniger wie sieben Jahre von sei-
nem Lande entfernt gewesen und selbst die geringen Erfolge, welcho
Brühls Intriguen am Hofe der Elisabeth von Rußland hatten, indem
» diese es geschehen ließ, daß die kurischen Stände ihre seit dem Sturze
ihres letzten Herzogs Biron (1740) erledigte Herzogskrone Friedrich
Augusts drittem Prinzen Carl Christian Joseph (gcb. den 13. Julr
1733) aufsetzten (1758), verschwanden in Nichts, denn Biron kam
wieder in den Besitz Kurlands (1763) und sein bisheriger Stellver-
treter Karl von Sachsen mußte sehr bald seinem nach Sachsen zurück-
gekehrten Vater folgen und sich mit einer feierlichen Protestation gegen
seine Absetzung und dem leeren Herzogstitel (ck 16. Juni 1796) be-
gnügen. Sachsens Einfluß war aber durch Brühls kriechende Schmei-
chelei gegen Rußland auch in Polen selbst so gänzlich vernichtet, daß
es der Katharina 11. durchaus keine Mühe kostete, nach Friedrich Au-
gusts 11. Tode dort ihren Liebling Stanislaus Poniatowski zum Kö-
nig (1764) erwählen zu lassen, da mit Ausnahme des Churfürsten
Friedrich Christian, der übrigens sehr bald starb, kein auswärtiger
Fürst es der Mühe Werth hielt, sich um dieses Schattenkönigreich zu
bewerben.
Schon von Warschau aus hatte Friedrich August eine Restan-