1855 -
Dresden
: Meinhold
- Autor: Gräße, Johann Georg Theodor
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Sachsen
- Inhalt: Zeit: Mittelalter, Neuzeit
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gierung die Wiederherstellung des Wohlstandes Unserer Lande und die
mit solchem aufs Genaueste verbundene Beförderung Unseres wahren
Interesses in allen seinen, selbst den geringsten Zweigen zum alleinigen
Grundsätze Unseres Staatssystems angenommen, mit welchen Wir alle
und jede von Uns zu erwählenden Maßregeln abgezweckt sein lassen
und die dazu führenden Mittel ergreifen, mithin diejenige Zusammen-
stimmung in den sammtlichen Theilen Unserer Regierung zu erlangen
bemüht sein werden, auf welcher Unser eigener wahrhafter Ruhm, der
Flor Unseres Kurhauses und die Glückseligkeit Unserer getreuen Unter-
thanen beruht rc. Er begann vor allen Dingen eine weise Sparsamkeit
in seinem eigenen Haushalte, wo durch Brühl absichtlich die große
Verschwendung, welche unter August dem Starken geherrscht hatte,
fortgesetzt worden war, eintreten zu lassen, und es gelang ihm auch
durch einen geschickten Entwurf zur Regelung der Abtragung der Staats-
schulden den völlig gesunkenen Credit des Landes merkwürdig schnell
zu heben. Er entfernte die feilen Creaturen Brühls und die unpassen-
den Beamten nach Möglichkeit aus ihren Stellen und verbot ein für
allemal, daß künftig Jemanden, wer es auch sei, Anwartschaft auf
eine Stelle ertheilt werde, was natürlich bei dem früher geübten
Stellenverkaufen geradezu an der Tagesordnung gewesen war. End-
lich setzte er auch das sogenannte Geheime Concilium, in welchem
seiner Anlage nach gewissermaßen die Fäden der ganzen Landesverwalt-
ung zusammenlausen sollten, das von Brühl aber, wie leicht erklärlich,
fast gänzlich beseitigt worden war, wieder in seine frühere Wirksamkeit
ein, und um in Allem selbst die Oberleitung in der Hand zu behalten,
wählte er keinen Premierminister wieder und bestellte für alle Zweige
der Regierung nur zwei Minister, die Grafen K. G. Fr. von Flemming
(p 1768) und I. G. Fr. von Einsiedel (f 1811).
Leider bekam er, nachdem er noch nicht 3 Monate die Negierung
geführt hatte, die bösartigen Blattern und sein von jeher contracler
Körper vermochte denselben nicht zu widerstehen, er starb daher schon
am 17. Decbr. 1763, tief betrauert vom ganzen Lande, welches seinen
menschenfreundlichen und leutseligen, die Bedürfnisse seiner Lande wohl
erkennenden, von dem Ernste seiner Pflichten als Regent wahrhaft
durchdrungenen, streng gewissenhaften Character und seine Sittlichkeit
im Privatleben um so böher zu schätzen wußte, als in der fast allzu
muntern Lebensweise seines Bruders, des Herzogs von Kurland, dazu
eine Art von Gegensatz geboten war.
Er hatte sich bereits am 13. (20.) Juni 1747 mit einer Tochter