1855 -
Dresden
: Meinhold
- Autor: Gräße, Johann Georg Theodor
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Sachsen
- Inhalt: Zeit: Mittelalter, Neuzeit
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durch die Theuerungsjahre 1770 und 1771 sehr in Anspruch genom-
men worden, auch hatten die durch ungeregelten Haushalt gestörten
Vermögensverhältnisse der Churfürstin Wittwe und die ungeeignete
Art, mit welcher ihr Agent, der Oberstlieutenant Agdolo, den Cbur-
fürsten zu einer bedeutenden Unterstützung derselben veranlassen wollte,
den heitern Himmel des Familienkreises Friedrich August's, wenn auch
nur auf kurze Zeit und vorübergehend, getrübt und einen Minister-
Wechsel (1777) zur Folge gehabt. Jetzt zeigten sich aber auch in
Sachsen die ersten Spuren der Einwirkung der französischen Revolu-
tion auf den Volksgeist, indem in einem nicht geringen Theile des
Landes (1790) Bauernunruhen entstanden, welche nicht blos das Auf-
hören der Frohne und der gutsherrlichen Vorrechte verlangten, sondern
auch wesentliche Veränderungen in dem Regierungswesen, ja sogar die
Errichtung einer Nationalgarde durchsetzen sollten. Indessen wußte der
zwar milde, aber auch energische Churfürst durch kräftige Maßregeln bald
die Ordnung wieder herzustellen, und da derselbe auch die Irregeleiteten
und Verführer wohl zu trennen verstand, die ganze Sache auch im
Allgemeinen wenig Anklang fand, so ward die Bewegung bald wieder
beruhigt.
Erfreulich sind aber während dieser Friedensjahre die Fortschritte,
welche im Laufe derselben alle Theile der Verwaltung, Rechtspflege
und Wirthschaftspolitik Sachsens machten, und hatte sich dasselbe beim
Beginn der großen politischen Umwälzung fast aller staatlichen Ver-
hältnisse Europa's zu Anfang des letzten Jahrzehents des 18. Jahr-
hunderts wieder zu einer Blüthe erhoben, welche an jene glückliche
Zeit erinnerte, die der Churstaat unter den beiden ersten Churfürsten
der albertinischen Linie genoß.
Die grausame, unter der Maske eines Rechtöverfahrcns vollbrachte
Ermordung des schwachen, aber rechtschaffenen Königs von Frankreich
und seiner unglücklichen Gemahlin Maria Antoinette hatte den Reichs-
kcieg mit der Republik Frankreich hervorgerufen, und Deutschlands
Fürsten hatten sich von dem durch die schmähliche Behandlung einer
Prinzessin seines Hauses schwcrgekränkten Kaiser bewegen lassen, einen
Angriffskrieg auf jenes unruhige Land gut zu heißen, der so folgen-
schwer für die Deutschen werden sollte.
Der Churfürst von Sachsen, obwohl er sich niemals der Sache
der Bourbons besonders geneigt gezeigt, auch, wie bemerkt, an jenen
Pillnitzer Confcrcnzen keinen Antheil genommen hatte, erfüllte gleich-
wohl seine Reichspsticht aufs Vollständigste. Ein sächsisches Heer,.
Grüße, Sachsen und seine Regenten. , A