1861 -
Eisleben Leipzig
: Klöppel G. E. Schulze
- Autor: Nitzelnadel, Friedrich August
- Hrsg.: Christlicher Verein im Nördlichen Deutschland
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Konfession (WdK): Evangelisch-Reformiert
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Throne des vielgeprüften, frommen und gerechten .Königs
Friedrich Wilhelm Iii. das Vertrauen seiner Unter-
thanen fortwährend schützend zur Seite stand und man in
seinem Charakter eine sichere Bürgschaft für Volksfreiheit
und -Wohlfahrt fand. Daher konnten wohl auch zwei be-
deutende Begebenheiten, welche damals in dem durch eine
revolutionäre Druckpresse aufgeregten Südwesten Deutschlands
vorkamen, als Zeichen der Zeit und Vorspiele künftiger grö-
ßerer Ereignisse gelten, mußten aber einen kläglichen Ausgang
finden und den Abscheu aller wahren Vaterlandsfreunde erwe-
cken, wir meinen das Hambach er Fest und das Frankfur-
ter Attentat. Bei dem Schlosse von Hambach, unweit
Neustadt an der Hardt in Rheinbayern, versammelten sich
nämlich auf den Aufruf eines eiteln und wühlerischen Zei-
tungsschreibers zu einem s. g. Verbrüderungsfeste aller Deut-
schen am 26. und 27. Mai 1832 an die 30,000 Menschen,
unter ihnen Deutsche aus allen Gauen, Franzosen und, wie
Zugvögel der Revolution, selbst polnische Flüchtlinge. Dann
wurden nach Auspflanzung einer dreifarbigen Fahne mit der
Aufschrift: „Deutschlands Wiedergeburt" höchst aufregende
Reden gehalten und zum Schluß den vereinigten Freistaa-
ten Deutschlands und dem verbündeten republikanischen
Europa ein dreimaliges Hock! gebracht. Die anwesenden
Polen nannten dieses Fest den ersten Akt deutscher Mün-
digkeit, und Tausende bethörtcr Zuhörer schrieen es ihnen
nach. Obwohl nun die Regierungen mit den strengen
Bundesbeschlüsscn vom 28. Juni 1832 auf diese Ausschrei-
tungen antworteten, so bemächtigte sich doch eine düstere
Stimmung der politisch aufgeregten deutschen Jugend, und
einige kühne Führer drängten zum frevelhaften Versuche
einer gewaltsamen Umwälzung. Am Abend des 3. April
1833 _ stürmten zwei bewaffnete Haufen, meist Studenten
und junge Leute aus den gebildeten Klassen, zu Frank-
furt am Main, am Sitze der Bundesversammlung, die
Hauptwache und Konstablerwgche, um nach Ueberrumpelung
derselben Frankfurt und von da aus ganz Deutschland zu
revolutioniren, die Bundesversammlung zu stürzen und eine
provisorische Regierung für ganz Deutschland einzusetzen.
Die Verschworenen forderten die neugierig zusammenströ-
mende Volksmenge auf, sich ihrer Sache anzuschließen,
machten aber die bittere Erfahrung, bei dem Volke mit ih-
rem unsinnigen Unternehmen gar keinen Anklang zu finden.
Heranrückendes Militär zerstreute mit Leichtigkeit, wiewohl