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1. Geschichte der neuesten Revolution - S. 27

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
27 Als um 11 Uhr Remusat in den Tuilerien erschien und die schlimme Lage der Dinge, den wachsenden Abfall der Trup- pen und der Nationalgarde ausführlich auseinander setzte, war Ludwig Philipp wie versteinert und konnte nur durch eine kräftige Zusprache der Königin bewogen werden, zu Pferde zu steigen und mit seinen beiden Söhnen, den Her- zogen von Nemours und Montpensier, Heerschau zu halten über die auf dem Karrousclplatze in Schlachtord- nung ausgestellten Truppen, die ihn mit dem Rufe: „Es lebe der König!" begrüßten, während zwei Bataillone Na- tionalgarde: „Es lebe die Nation!" riefen. Nach der Heerschau zog sich der König in sein Arbeitszimmer zurück. Plötzlich, es war nach 1 Uhr, trat Emil von Girard in, der Herausgeber der Zeitung „die Presse", mit der Schreckensnachricht in die Tuilerien, daß die Pro- klamation des Ministeriums Thiers-Barrot allenthalben vom Volke herabgerisscn werde und daß bewaffnete Schaa- ren, mit Studenten und Nationalgardistcn vermischt, gegen die Tuilerien im Anzuge seien. In demselben Augenblicke knitterten die Schloßfenster von den Flintenschüssen, die vom Palais-Royal hcrknalltcn. Man rieth dem bestürzten Kö- nige abzudanken, um die Monarchie zu retten. Endlich er- klärte sich der König dazu bereit, ergriff die Feder und schrieb zögernd und niedergeschlagen eine Abdankung zu Gunsten seines Enkels, des Grafen von Paris, unter der Regent- schaft der Herzogin von Orleans, seiner Mutter, und über- gab das Blatt einem der Deputaten mit der Bitte, es nach der Kammer zu bringen. Aber auch die Nachricht von die- sem Zugeständnisse des Königs blieb theils ungestört theils ohne Wirkung; denn schon war die Entscheidung der Dinge in die Hände einer Gewalt gekommen, für welche die Re- publik das Mindeste war, das sie verlangte. Dem König und der königlichen Familie blieb nur noch übrig, an die Abreise zu denken — ein furchtbarer Augenblick für ein Fürstenhaus, das noch vor wenigen Stunden so glänzend und mächtig dagestandcn. Es war in der That hohe Zeit und keine Minute mehr zu verlieren, da das Volk schon die Umgebungen des Schlosses bestürmte und an den kö- niglichen Reisewagen, als sic nach dem Karrouselplatz cin- bogen, die beiden vordersten Gespannpferde, von Kugeln getroffen, todt niederstürzten. Während der König die Uni- form, das große Band der Ehrenlegion, die Insignien dcs Königthums mit schwarzem Frack und rundem Hut ver-
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