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1. Geschichte der neuesten Revolution - S. 39

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
39 schof 21 ff re von Paris, der, mit der Palme des Friedens in der Hand, auf einer Barrikade zum Tode getroffen wurde. Die Erbitterung war so arg, daß selbst Weiber siedendes Wasser und Oel aus den Fenstern aus die unglücklichen Soldaten herabgossen und wie Furien die Barrikaden mit vertheidigten. Was in frühcrn Religions- und Bürger- kriegen Gräßliches vorgckommcn war, wurde hier noch weit übertroffen: gefangene Soldaten und Nationalgardisten, selbst der muthige General Bröa, wurden grauenhaft ver- stümmelt, gemordet, und raffinirte Bubenstücke kannibalischer Wildheit begangen, vor welchen die ganze Bevölkerung noch schaudert. Sogar vergifteter Branntwein wurde ge- reicht und einem gefangenen Reiter die Füße abgehackt und er so wieder aufs Pferd gesetzt. Die Aufrührer fochten mit dem Rufe: „Es lebe die demokratisch-soziale Republik!" Einer, der mit den Waffen in der Hand ergriffen wurde, äußerte: „Alle Leute, die Etwas besitzen, sind Spitzbuben; das ist meine Meinung, und blos dafür habe ich mich ge- schlagen." Ein Anderer, den man fragte, was er unter demokratischer und sozialer Republik verstände, gab zur Antwort: „Die Regierung der Arbeiter." Einige hatten auf ihre rothen Fahnen geschrieben: „Plünderung und Gewaltthat!" Andere: „Äls Sieger plündern wir, als Besiegte brennen wir!" — Welches Schicksal wäre dieser unglücklichen Hauptstadt aufgespart gewesen, wenn die Em- pörung hätte die Oberhano gewinnen können! Ueber Pa- ris war während der viertägigen Schlacht ein düsterer Schrecken verbreitet: die endlosen Straßen, Quais und Boulevards waren still und öde; alle Thüren und Fenster geschlossen; nur das schauerliche Krachen des Gewehr- feuers, mit Trommelwirbel und Trompetenschall vermischt und von Kanonendonner überboten, unterbrach die Todten- stille. Im ganzen Weftquartier herrschte noch am 24. Juni eine peinliche Ungewißheit über den endlichen Ausgang des Kampfes. Selbst Cavaignac war noch am Morgen des 25. so wenig über die Entscheidung des in die Länge sich ziehenden Kampfes sicher, daß er mit dem Präsidenten der Kammer insgeheim übereinkam, im Fall der Aufstand sie- gen sollte, den Sitz der Nationalversammlung aus Paris in eine Provinzialstadt zu verlegen. Rührend war es aber zu sehen, wie Tausende von wackern Nationalgardisten, Haus und Hof, Weib und Kind verlassend, unter der An- führung ihres Maires oder Bürgermeister aus fernen Städ-
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