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1. Geschichte der neuesten Revolution - S. 63

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
63 jungen Polen, der, wie ein Uhlan gekleidet und die polni- sche Mütze tragend, an der Spitze eines Zugs von unge- gefähr 200 Leuten heranmarschirt kam. Mit dem Rufe: „Es lebe die Freiheit!" schwingt er einen krummen Säbel. Ihm folgen ein Trommler, dann mehrere Fahnenträger mit rothen und gelben Fahnen, und hierauf seine Mannschaften, auf die buntscheckigste Weise bewaffnet. Gegen 5 Uhr wurde die erste Kartätsche gehört, welche von der Kurfürsten- straße her die Königsstraße bestrich, in der bis zum Aleranderplatz hin in kurzen Zwischenräumen eine Barrikade hinter der andern fest und hochgethürmt sich erhob. Erst gegen 7 Uhr wird diese Straße von den mit Muth und Erbitterung kämpfenden Soldaten eingenommen. Sie schwimmt ganz in Blut, die Häuser sind mit Todtcn und Verwundeten überfüllt. Um diese Zeit beginnt durch die Stadt ein schauerliches Sturmläuten, welches von bewaff- neten Handwerkern, die die Kirchthürme erstiegen haben, die ganze Nacht unterhalten wurde. Mehrere Stunden später erst erhob sich der Kampf nach der andern Seite des Schlosses hin, wo die Brüder- straße, Breitestraße und Roßstraße einen volkreichen Bezirk bilden. Noch schien es Zeit, hier einem ernsten Kampfe vorzubeugen, und mehrere angesehene Bürger, an ihrer Spitze der Bischof Ncander, vereinten sich zu einer Depu- tation an den König, um ihn um das Zurückziehen des Mi- litärs zu bitten. Auch der Serrat der berliner Universität that ein Gleiches und sandte eine Deputation von Profes- soren mit derselben Bitte an derr König ab. Allerdings ging auch durch das Herz des edeln und volksfreundlichen Königs ein tiefes Mitleid mit seinem großentheils durch fremde Aufwiegler irregeleiteten Volke; allein er mußte diese Bitte abschlagen in Betracht der mit Treue und Ausdauer für den Thron und die Ordnung kämpfenden Truppen, die jetzt in dem Abzug eine Schande und einen Sieg der Empörer hätten erblicken müssen, und in Betracht, daß die von Gott geordnete Obrigkeit das Schwert nicht umsonst trägt, sondern zur Rache über die Uebelthäter und zu Lobe der Frommen. Die Nacht des Aufruhrs und des Schreckens, die über Berlin hereingebrochen war, war eine milde und schöne Frühlingsnacht. Der Vollmond stand glänzend am Him- mel und streute sein weißes taghelles Licht heiter und feier- lich über alle Straßen und Plätze aus. Um so schauerli-
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