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1. Geschichte der neuesten Revolution - S. 66

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
66 — der die königliche Großmuth mit Undank vergalt und kurz nachher an der Spitze der Polen gegen die Deutschen in der Provinz Posen einen förmlichen Rassenkrieg führte. Adjutanten des Königs brachten schnell nach allen Seiten der Stadt hin die Freudenbotschaft von dem ver- willigten Abzug der Truppen, von denen nur wenige in den Kasernen Zurückbleiben sollten. Derselbe geschah übri- gens mit klingendem Spiel und sollte durch seine Haltung darthun, daß die Gewalt der Krone unversehrt stehen ge- blieben sei. An der Spitze der aus dem Schlosse abzieheü- den Soldaten und Batterien erschien der künftige Thronfol- ger, der Prinz von Preußen, zu Pferde mit einer Miene voll tiefen Ernstes, indem irr seinem Antlitz bald eine dunkle Röthe aufflammte, bald eine äußerste Blässe dasselbe ent- färbte. Hie und da fielen noch stürmische Scenen vor und jetzt wurde auch das erste dringende Wort von allgemeiner Volksbewaffnung gehört, für welche sich mehrere Redner unter stürmischem Zujauchzen des Volks erhoben. Indessen aber trug sich im Schlosse des Königs ein Schauspiel höchst ergreifender Art zu, zu welchem das launenhafte Volk wie von eirrem tückischen Rachegeiste getrieben wurde. Man brachte nämlich von allen Seiten die Leichen der im Kampfe Gefallerrcrr in feicrlicherr Zügen theils auf Bahren theils in offenen Wagen herbei und setzte sie sänrnrtlich im Schloß- hofe ab. Jeder Bahre folgte eine Schaar von Leidtragen- den aus dem Volke, die stumm und mit abgezogenen Hüten hinter derselben hergingen. Die Träger waren meistcntheilö die Kämpfer der Barrikade, an welcher der Tobte gefallen, und Manche trugen in der einen Hand noch die Waffe, mit der sie gefochten hatten. Die Leichen waren meistens mit Blumen, grünen Zweigen und Lorbeerkränzen geschmückt. Dabei fehlte es nicht an Ausrufen, die geeignet waren, die Gefallenen als Märtyrer für die Freiheit zu preisen und Haß gegen den König und die bewaffnete Macht in den Gcmüthern der Zuschauer zu erregen, als trüge der König und seine Regierung die Schuld von den blutigen Opfern, welche in dieser Schreckensnacht gefallen waren. End- lich brach die versammelte Volksmenge plötzlich ihr Schwei- gen und rief mit lauter gellender Stimme: „Der König soll kommen!" Und als der König nicht erschien, ließ sich derselbe Ruf von Neuem hören, so gewaltig und dröhnend, als wolle er das Schloß in seinen Grundvcsten erschüttern. Endlich macht man sogar Anstalt, die Leichen die grosse
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