1861 -
Eisleben Leipzig
: Klöppel G. E. Schulze
- Autor: Nitzelnadel, Friedrich August
- Hrsg.: Christlicher Verein im Nördlichen Deutschland
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Konfession (WdK): Evangelisch-Reformiert
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Säbelschlepper. Vom 15. Juni an wurde an der Neckar^
linie bei Käferthal unweit Manheim, bei Ladenburg und
an der Bergstraße mehr in einer Reihe von kleinen Gefech-
ten, als in einem größern zusammenhängenden Treffen ge-
kämpft. Obgleich Mieroslawski prahlerische Siegesbulletins
ausgehn und in Heidelberg illuminiren ließ, zog stch doch
das Netz immer enger zusammen und die angeblich siegreiche
Armee war schon fast ganz umzingelt. Nachdem das Regi-
ment der im Volke selbst haltlosen pfälzischen Regierung
jämmerlich auseinandergestoben war, überschritt am Morgen
des 20. Juni das preußische Corps des Generals Hirsch-
feld ohne erheblichen Widerstand den Rhein. Um nicht
tingeschlossen zu werden, entschloß sich endlich Mieroslawski
zu einem Angriff auf diepreußen beiwaghäusel und führte
seine ganze disponible Macht (man schätzte sie auf 12—
15000 Mann) ins Treffen. Die Badener schlugen sich,
außer einem Theil der Volkswehr und der Reiterei, die auch
hier nur mit Widerwillen ins Gefecht ging, sehr lebhaft,
und nur erst am Nachmittag deö 20. Juni, als preußische
Verstärkungen eintrafen, wurden die Aufständischen voll-
ständig geschlagen und eilten in wilder, regelloser Flucht
theils nach Wiesloch theils nach Heidelberg. Die Muth-
losigkeit und Demoralisation des Revoluttonshceres war
allgemein. Auch Manheiin fiel den Preußen in die Hände,
obgleich Mieroslawski sogar am 16. Juni das Standrecht
verkündigt und den Bürgern erklärt hatte, selbst wenn es
10,000 Köpfe kosten sollte, werde man die Stadt nicht
übergeben. Aber diese Städte mußten noch in diesen Tagen
von den, wie in Feindesland hausenden Freischaaren und
den rücksichtslos auftretcnden Diktatoren Entsetzliches erdul-
den, indem es dem Mieroslawski doch gelang, bei Heidel-
berg mit seinen 20,000 Aufständischen durchzubrcchen und
sich den Weg nach Bruchsal und Durlach zu öffnen. Aber
nun war kein Halt mehr. Am Nachmittag des 25. Juni
zogen die Preußen in Karlsruhe ein, und der Gewalt-
haufen der flüchtigen Rebellen warf sich hinter die Murglinie.
Die provisorische Regierung und die constituirende Ver-
sammlung hatten sich schon aus dem Staube gemacht, die
ganze Last und Sorge der Regierung Brentano überlassend.
Während Diktator Werner, zugleich Kriegsminister, im
Lager einher bramarbasirte, stand Brentano, wie er selbst in
der mehr erwähnten Erklärung klagt, „in den letzten gefahr-
vollen Tagen allein und verlassen in Karlsruhe, von den