1861 -
Eisleben Leipzig
: Klöppel G. E. Schulze
- Autor: Nitzelnadel, Friedrich August
- Hrsg.: Christlicher Verein im Nördlichen Deutschland
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Konfession (WdK): Evangelisch-Reformiert
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Italien und Ungarn vollauf zu thun hatte. Dort
in Italien hatte der König Albert von Sardinien,
fortgerissen von neuen Ereignissen in Italien, von der Re-
publikanisirung Roms und Loscanas, von den 35,000
ihm gefolgten lombardischen Flüchtlingen, wieder gerüstet
und am 12. März den Waffenstillstand mit Oesterreich
gekündigt. Allein der greise, von seinen Soldaten hoch-
verehrte Radetzky rettete noch einmal Oesterreich vor der
picmonlesisch-lombardischen Uebermacht in der Schlachtenreihe
von Mortara und Novara (21.—23. März 1840),
und am 30. August zogen die Oesterreicher auch in das
wieder eroberte Venedig ein. Allein weit bedenklicher
noch, als in Italien, hatten sich für Oesterreich die Dinge
in Ungarn gestaltet, wo die von ihrem nationalen Ueber-
muth und schlimmen Demagogenkünsten verführten Magya-
ren gegen Alles, was deutsch und österreichisch war, arg
wülheten. Der ehrgeizige und gewaltige Volksredner K o s-
suth sprach endlich auf dem Reichstage zu Debreezin am
14. April 1849 die völlige Unabhängigkeit Ungarns von
Oesterreich aus und brachte ein großes Revolutionsheer auf die
Beine. Da kamen nach einem förmlichen Jnterventionsver-
trage vom 3. Mai mit Rußland, das in seinen eigenen
Grenzprovinzen durch die ungarische Revolution heftig bedroht
war, 100,000 Russen von den Karpathen herab dem bedräng-
ten Oesterreich zu Hülfe, und die Ungarn unter ihrem Dik-
tator Arthur Görgei mußten am 13. Aug. bei Vila-
>gos mit einer Armee von noch 30,000 Mann und 120
Kanonen vor dem russischen General Rüdiger die Waf-
fen strecken. Viele Jnsurrektionshäupter retteten sich auf
türkisches Gebiet und mehrere von ihnen, wie der Pole
B e m, schwuren ihren christlichen Glauben ab und traten
zum Islam über. Ueber viele andere aber, deren man hab-
haft werden konnte, erging ein furchtbares Strafgericht.
Auch dem unglücklichen Ungarn wurden tiefe Wunden ge-
schlagen. Zahllose Dörfer, Städte und Edclsitze lagen in
Trümmern, und Wohlstand und Bürgerglück waren auf
lange Zeit verschwunden, und durch die Revolution auch
die nationalen Freiheiten und Privilegien verwirkt, welche
Kaiser Franz Joseph den Ungarn erst in unfern Tagen
zum größten Theil wieder geschenkt hat.
Um mit der Revolution ganz zu brechen und dennoch
die gerechten Bedürfnisse seiner Völker nach Reformen zu
befriedigen, hob der Kaiser von Oesterreich die Verfassung