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1. Handbuch der Vaterlandskunde - S. 245

1858 - Stuttgart : Schweizerbart
245 reich veranlaßte nun aber Varnbüler, wieder in das Vaterland zurückzu- kehren und diesem fortan seine Dienste zu widmen. Nach dem Tode des Königs Gustav Adolph von Schweden übernahm dessen Canzler Oxenstierna die Oberleitung des Bundes der protestantischen Stände, und an den schwierigen Verhandlungen desselben nahm nun auch Varnbüler, als Sekretär des württembergischen Eanzlers, Löffler, den thätigsten Antheil. Hier erwarb er sich in kurzer Zeit so sehr die Achtung Oxenstierna's, das? dieser sich ihn von Herzog Eberhard zum Sekretär er- bat. Varnbüler trat somit förmlich in schwedische Dienste und zog daher mit seiner Familie nach Frankfurt. Hier wurde er in den geheimsten und wichtigsten Geschäften gebraucht, zog sich aber dadurch den Haß der Kai- serlichen so sehr zu, daß — als nach der Schlacht bei Nördlingen, i6ri, die feindlichen Truppen einem verheerenden Waldstrome gleich das unglück- liche Württemberg überschwemmten — sie auch Varnbülers Haus mit dem größten Thcil seiner Habseligkeiten einäscherten. Da nunmehr die evangelischen Stände sich mit dem Kaiser vertrugen, so stand jetzt Varnbüler verbannt und des größten Theils seines Vermögens beraubt, in fremdem Lande; dennoch verließ sein standhafter Muth ihn auch jetzt nicht, und er blieb auch in der schweren Zeit der Prüfung seinem Fürsten und Vaterlande treu. Herzog Eberhard ?var in dieser unglückseligen Zeit aus dem Lande geflohen; in dem Lande aber hausten die wilden Schaaren des Kaisers. Nunmehr war Varnbüler unermüdet thätig, die Wiedereinsetzung Eber- hards in sein Erbland zu bewirken, und weder die Gefahren der Reisen, noel? Krankheiten, noch die Schwierigkeiten so verwickelter und oft erfolg- loser Bemühungen vermochten seinen Eifer zu ermüden. Am Hofe von Darmstadt, bei dem Landgrafen von Hessen, in Dresden, in Berlin und Niedersachsen, überall war Varnbüler mit stets erneuter Sorgfalt bemüht, seinem Herrn zu dienen, bis endlich 1638 der gewünschte Erfolg seine Bemühungen krönte. Seinen Dank bezeugte ihm der Landesfürst durch seine Ernennung zum Regierungs-, und zwei Jahre später zum geheimen Rath; auch über- gab ihm derselbe in Stuttgart ein schönes Haus. Aber nicht lange war es Varnbüler vergönnt, in der Heimath zu weilen; der Herzog, in richtiger Würdigung seiner Talente, ernannte ihn zum Gesandten bei dem westphälischen Friedenswerk, und hier war es, wo Varnbüler den höchsten Anspruch auf die Anerkennung und die Dank, barkeit seines Fürsten und seines Vaterlandes sich erwarb. Es war wohl keine geringe Aufgabe, dem schrecklich verheerten Deutsch- land nach so langem Kriege den Frieden wieder zu geben, denn die ver- schiedensten Interessen und Leidenschaften durchkreuzten sich bei diesem Ge- schäfte. und es gab so mancherlei Ansprüche und kamen so viele, oft kitz- liche Punkte zur Sprache, daß ein großer Geist und eine unerschütterliche Standhaftigkeit und eine unermüdliche Ausdauer dazu gehörten, um seinen Zweck endlich durchzusehen.
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