1858 -
Stuttgart
: Schweizerbart
- Autor: Pleibel, August Ludwig
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Iii.
Die schwäbische Alb.
Als du, vom Schwarzwald herkommend, in das Ebenen- und
Hügelland von Niederschwaben eiutratest, beachtetest du kaum die na-
türliche Grenze, welche die beiden Landschaften von einander scheidet;
durchwanderst du dagegen Niederschwaben nach Osten oder nach
Südosten hin, so ^gelangst du hier, früher oder später, an eine ganz
bestimmte Grenzmarke, die dick auch über ihre Bedeutung keinen
Augenblick im Zweifel läßt: es ist, von Südwesten nach Nvrdosten
ziehend, die schwäbische Alb. Einem Ungeheuern Mauerwalle
gleich erhebt sie sich über die Ebene an ihrem Fuße, und ihre scharfe
Abgrenzung läßt dich unzweideutig erkennen, daß eine neue Land-
schaft hier beginnt, die wesentlich verschieden ist von den bisher dnrch-
wanderten Gebieten.
Indessen kommt dir diese Erscheinung keineswegs unerwartet.
Nicht erst in unmittelbarer Nähe kündigt sich die Alb als landschaft-
liche Grenze an; als solche läßt sie sich vielmehr schon, noch meilen-
weit entfernt, von jeder freien Hohe des Unterlandes aus vermuthen,
und du selbst sahst sie schon vom Rothenberge aus, wo unwillkürlich dein
Auge über die Ebenen und flachen Hügel hinüberschweifte zu dem in
bläulich-duftiger Ferne hinziehenden Höhenzug; dort schon bemerktest
du die auffallend gleiche Höhenlinie desselben, die von keinem Gipfel-
punkte merklich überragt wird. Bei wolkigem Himmel und dunstiger
Luft ist nun freilich der ferne Anblick der bewaldeten Wände dieser
Schattenseite der Alb ein düsterer, oft fast ein trauriger, und ein-
zelne Partieen magst du dann kaum unterscheiden; allein ein heiterer
Himmel und eine reine Luft mildern die Düsterheit desselben. Wirft
aber erst die Abendsonne ihre vergoldenden Strahlen auf diese Fer-
nen, so verklärt sich allmählig das melancholische Dunkel des Ge-
birges in ein liebliches, durchsichtiges Blau. Ganz deutlich erkennst