1858 -
Stuttgart
: Schweizerbart
- Autor: Pleibel, August Ludwig
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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phantastischen Formen; ebenso jener meist sehr poröse, bei Gewölben und
ähnlichen Banken sehr geschätzte, weiß-gelbe Kalkstein, der anfänglich weich
ist, sich an der Luft aber schnell verhärtet, und den wir fast in allen Alb-
thälern vorfinden: der Tuffstein.
Ausgezeichnet ist der Sü ßwa sser ka l k namentlich in seinen obersten
Schichten durch eine ungeheure Menge von Land- und Süßwafferschnecken-
Gehausen, die im Aeußern vollkommen gut erhalten, und in ihren inner«
Räumen häufig mit Kalkkrystallen ausgekleidet find; tiefer werden diese
Schnecken seltener. Sie gehören zum Theil solchen Arten an, die heute
noch lebend Vorkommen; desgleichen finden sich Ueberreste von Süßwasser-
fischen. Der Kalktuff dagegen ist ausgezeichnet durch seine oft massen-
haften Inkrustationen von Moosen und andern kleinen, bisweilen auch
größer« Pflanzen, namentlich Schilfarten, sowie ebenfalls durch Ueberreste
von Süßwasserthieren.
Wie bemerkt — findet man den Süßwasserkalk nicht nur im Bezirk
der Alb und etwa in der nächsten Fortsetzung ihrer Thäler; vielmehr
treffen wir denselben auch in den Formationen des Muschelkalks und Keu-
pers an, wo er ebenfalls häufig die Sohlen der Thäler bildet und die
muldenförmigen Vertiefungen der Ebenen theilweise ausfüllt. Hier zeigen
sich selbst ganze Stämme von Laubholzbäumen, die mit unfern gegenwär-
tigen verwandt scheinen; ferner Abdrücke von Blättern der Eiche, der Erle,
der Weide, ja selbst Reste von großen Säugethieren, so z. B. vom Mam-
muth (bei Eannstatt), Pferd, Stier rc. Ganze Knochen solcher Thiere, so-
wie Zähne und Gebeine vom Elephanten und Nashorn, von Hyänen,
Wölfen und Hirschen rc. findet man übrigens nicht im Süßwasserkalk,
wohl aber in jenen Lehmlagern, welche die Kalktufflager häufig bedecken,
oder muldenförmige Becken in demselben ausgefüllt haben.
In den Klüften und Spalten des Jurakalks findet sich sehr häufig
der Kalkspath, oft in großen Blöcken, wie z. B. bei Neresheim, wo er
schon zu Kunstarbeiten verwendet wurde. Stänglich, sehr rein und von
hellgelber Farbe kommt er bei Heidenheim und an andern Orten vor: zu-
weilen bedeckt er ganze Strecken des Jurakalks. Auch Feuersteine finden
sich nesterweise in demselben.
Außer dem Gryphitenkal k gibt es keine Formation des Flötzgebirgs,
welche dem Jurakalk gleichkäme bezüglich der Versteinerungen, und
selbst der Gryphitenkalk — obwohl reicher an Exemplaren — steht '.ück-
fichtlich der Anzahl der Arten dem Jurakalk nach. Der Umstand, daß der
Gryphitenkalk, ein vieljähriger Meeresboden, die Unterlage der Alb bildet
und Corallen-Versteinerungen auf der Alb sehr häufig sind, während sie
sonst überall zu fehlen scheinen, begünstigt die Vermuthung, daß die Alb
eine in der ruhigen Wasserscheide ehemaliger Meeresströmungen empvr-
gewachsene Corallenbank sei.
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