1858 -
Stuttgart
: Schweizerbart
- Autor: Pleibel, August Ludwig
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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Der Gartenbau auf der Alb ist kaum erwähnenswerth;
auch die Obstzucht ist nur unbedeutend; am ehesten noch gedeiht
Kernobst, dagegen fehlt edleres Steinobst, wie Pflaumen, Aprikosen,
Pfirsiche rc. ganz. Das Clima und vielleicht auch ein gewisses Vor-
urtheil, hindern das Emporkommen dieser beiden letztgenannten
Zweige der Landwirthschaft. Daß die Nordwestthäler der Alb —
nicht aber die Thäler des Sndvstabfalls — in dieser Beziehung
eine Ausnahme machen, ist bereits erwähnt worden; ebenso daß au
verschiedenen Stelle» des Nordwrstabfalls der mittleren Alb — z. B.
bei Nentlingen, Metzingen rc. - Weinbau in nicht unbeträchtlicher
Ansdehnung, und namentlich auch in den letztverflvssenen Jahren
nicht ohne günstigen Erfolg betrieben wird.
Verschiedene Pflanzengattnngen der Alb verdienen, weil sie
derselben mehr oder weniger ausschließlich angehvren, hier einer be-
sonder» Erwähnung; namentlich gilt dies von vielen Felsen-
pslanzen, z. B. dem Taxus oder Eibenbaum, dem Mispelstranch,
dem Stcinapfel, Wegdorn, Weißdorn, Dogelbeerbanm, dem Brom-
beerstrauch rc.; desgleichen von verschiedenen Arzneigewächsen, z.b.
dem Berggamander, Thymian, Majoran, Baldrian, der Katzenmnnze,
dem Wermuth, Huflattich, Steinbrech, der Königskerze, der Malve,
dem Eibisch, dem Steinsamen, dem Engelsüß rc., und mehreren
Giftpflanzen, z. B der Anemone, der weißen Steinwurz, der
Wolfsmilch, dem Wvlfseisenhut und dem wahren Eisenhnt, der
schwarzen Nießwnrz, der Tollkirsche, dem Schöllkraut, Stechapfel,
Bilsenkraut rc.
Der gemeine Taxus oder Eibenbaum, Taxus baccata, auch Roth-
eibenbaum genannt, ist die einzige Art dieser Gattung in Europa; seine
Blätter sind linienförmig, spitzig und flach, stehen zweizeilig und die beeren-
artigen Früchte sind roth; die Pflanze, manchmal 25 — 30 Fuß hoch, ist
häufig auch nur strauchartig. Das rothbraune, geflammte, nach dem
Marke zu dunklere Holz ist sehr hart'und nimmt eine sehr feine Politur
an. Holz und Blätter galten ehedem als wirksam bei der fallenden Sucht
und bei andern Nervenkrankheiten und werden heutzutage noch gegen den
Biß toller Hunde verordnet. Uebrigens schreiben schon die Schriftsteller
des Alterthums dem Baume auch giftige Eigenschaften zu und Thatsache
ist, daß Leute, welche in Gärten Taxusbäume zu beschneiden hatten, die
Arbeit nicht über V2 Stunde fortsehen konnten, ohne von dem heftigsten
Kopfweh befallen zu werden.
Bei der Anwesenheit der Franzosen in Dessau 1806 banden dieselben, der
Warnung der Einwohner ungeachtet, ihre Pferde an die Taxushecken des dortigen
Lustgartens; die Thiere fraßen von den jungen Zweigen, fielen zu Boden und