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1. Handbuch der Vaterlandskunde - S. 368

1858 - Stuttgart : Schweizerbart
369 schaffte sie nach Hanse. Ein Wundarzt wurde gerufen, der die nöthigen Vor- kehrungen anordnete. Das Uebel nahm allmählig etwas ab, allein zwanzig volle Jahre lang wurde das Bein nicht wieder gesund, zeigte vielmehr abwechselnd alle möglichen Farben, und die mancherlei ländlichen Mittel, die von Zeit zu Zeit angewendet wurden, konnten die Schmerzen nicht bemeistern. Plötzlich verschwand die Krankheit aus deni Beine und warf sich aus die Augen, die einige Zeit schmerzlich litten und deren Licht endlich erlosch. Nach zweijähriger Blindheit erhielt die arme Leidende zwar das Augenlicht wieder, aber nun ver- breitete sich das Uebel durch den ganzen Körper und verursachte bald da, bald dort Schmerzen und endlich noch dazu fast völlige Taubheit. In diesem Zu- stand verblieb die Unglückliche. Als der bekannte Naturforscher Lenz sie sah, war sie 60 Jahre alt: ein einziger Kreuzotterbiß hatte ein langes Menschen- leben vergiftet. An manchen Orten der Alb, namentlich auch in dem Tiefen th a l (in der Nähe von Blaubeuren) zeigt sich häufig eine Giftschlange, nach Form und Umfang der Kreuzotter ähnlich, aber schwarz wie die Nacht, mit nur wenigen lichten Flecken unter dem Kinn. Das Landvolk der Umgegend nennt sie Höllennatter. Eine 35jährige Frau graste zu Anfang Septeinbers 1848 in einem Walde, wobei sie, am Boden knieend, die Sichel handhabte. Eben einmal setzte sie wieder ihr rechtes, vom Kleide nicht hinreichend bedecktes, Knie an den Boden, als sie unter dem Knie etwas Lebendiges, sich selbst aber sogleich darauf in den Schenkel gebissen fühlte. Auffahrend sah sie eine schwarze Otter eilends entfliehen. Der Biß verursachte ihr heftige Schmerzen; der Schenkel schwoll an; sie fühlte sich matt und übel und vermochte kaum noch ihr Haus und ihr Bette zu erreichen. Hier trat Schwindel und Erbrechen ein; der Fuß schwoll von der Zehe bis zum Unterleib furchtbar an, ward feuerroth, sehr heiß und hart, und es stellten sich Kopfschmerzen, Delirien, heftiges Fieber und nnlösch- licher Durst ein. Waschungen der Wunde mit Salmiakgeist rc. und Flieder- thee in Masse getrunken, nebst Abführungsmitteln stellten indessen die Kranke innerhalb acht Tagen wieder her. Der um die Schlangenkunde Deutschlands so verdiente vr. H.c. Link, dessen Schrift obige Mittheilungen entnommen sind, erkennt in dieser schwarzen Natter nichts Anderes, als einen, übrigens gesunden, weiblichen Kakerlak der Kreuzotter. Einwohner. Wie die Alb als natürlicher Grenzwall zwischen Niederschwaben und Oberschwaben erscheint, so bildet auch der Bewohner der Alb deli Uebergang vom Niederschwaben zllm Oberschwaben, und dies gibt sich, wie schon in den Sitten, so namentlich auch in der Mundart zll erkennen, die sich gegen die Donau hin mehr und mehr dem Oberschwäbischen und selbst dem Schweizerischen nähert. Durchschnittlich von mittlerer Große steht der Bewohner der Alb an Muskulosttät und Kvrperkraft dem an weit anstrengendere Arbeit gewöhnten Bewohner der Weingegenden uild an Korpulenz und blühendem Aussehen dem einer kräftigeren Nahrung sich er- freuenden Bewohner der Korngegcnden merklich nach; dagegen ziert
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