Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Handbuch der Vaterlandskunde - S. 423

1858 - Stuttgart : Schweizerbart
423 getreten, denn die Kaiserin Maria Theresia von Oesterreich hatte in dem genannten Jahr die Macht von Frankreich, Rußland, Schweden und Deutschland für sich gegen Friedrich Ii. von Preußen unter die Waffen zu rufen gewußt, um dem Letzteren, auf dessen (Sette nur England und einige Fürsten des nördlichen Deutschlands standen, das eroberte Schlesien wieder abzunehmen. Als nun aber der französische Commissär in Stutt- gart erschien und auf die schleunigste Erfüllung des Vertrages drang, so stellte es sich heraus, daß weder Soldaten noch Ausrüstungsgegenständc vorhanden und - da die Hülfsgelder für die Pracht des Hofes verwendet worden — auch nicht beizuschaffen waren Und doch — das Heer mußte gestellt werden. Nun hatte aber der Herzog nicht lange vorher die feierliche Zusicherung gegeben, daß kein Unterthan anders, als durch ordentliche Werbung und freiwillig zur Annahme von Kriegsdiensten gebracht werden solle: was war nun zu tbun? Zn dieser Verlegenheit trat Rieger mit Entwürfen auf, die den Herzog so sehr befriedigten, daß er ihm die unumschränkte Vollmacht zu Auf- stellung der Truppen übertrug, und Rieger brachte nun auch in ganz kurzer Zeit die geforderte Zahl zusammen. Aber wie er dabei verfuhr!? Alle taugliche Mannschaft über 18 Jahr wurde mit unmenschlicher Strenge weggenvmmen; man entriß der Wittwe ihren Sohn, die einzige Stühe des Alters; aus den Werkstätten, vom Pfluge weg, Nachts aus den Betten nahm man die Leute, ja Sonntags wurden unversehens die Kirchen umstellt, und die unglücklichen Opfer von geweihter Stätte weggeholt. Keine Bitte half, keine Vorstellung fruchtete und Beamte, die nicht thätiq mithalfen, wurden mit den schwersten Strafen bedroht. — Die so zusammen- gebrachte Mannschaft ward nun nach Stuttgart geschleppt, hier schnell eingekleidet und geübt, und so stand zu Anfang des Zahres 1757 die stattliche Heerschaar zum Ausmarsch bereit. Daß aber ein so zusammengerafftes Heer nicht mit Begeisterung in den Krieg ziehen würde, war begreiflich; daß es sich aber empören würde, hatte man doch nicht vermuthet. Aber gewaltsam dem Schooße ihrer Fa- milien entrissen, Verbrechern gleich in Ketten zu den Fahnen geschleppt, erbittert durch die harte Strenge der Offiziere bei den mit Anstrengung betriebenen Waffenübnngen, vermochten die neuen Soldaten ihren Miß- muth nicht länger zu unterdrücken, und so erklärten sie ihren Offizieren trotzig, daß sie durchaus nicht gegen den König von Preußen, den Beschützer des evangelischen Glaubens, ziehen würden. Mit Mühe war der Aufruhr gestillt, aber die Hälfte des Heeres, Viele öffentlich und schaarenweise, entwichen- Eine neue Verlegenheit für den Herzog; ein neuer Jammer für das Land, weil man mit verschärfter Strenge zu einer neuen Auswahl schritt. Doch Rieger hatte das Heer bald wieder vollzählig, so daß es den Marsch antreten konnte. Allein schon im ersten Nachtlager bei Göppingen brach die Empörung wieder aus und konnte nur durch Hinrichtung von 16 Rädelsführern gedämpft, nicht unterdrückt werden; denn ein zweiter Aufstand brach bei Linz aus. -
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer