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1. Handbuch der Vaterlandskunde - S. 427

1858 - Stuttgart : Schweizerbart
427 Am 28. November 1762 erschien der Herzog auf dem Paradeplatz, wo, wie gewöhnlich, eine große Anzahl von Offizieren nebst einer zahlreichen Truppenschaar versammelt war. Rieger, durch Unpäßlichkeit zu Hause gehalten, wurde durch einen Adjutanten herbeigerufen. Und als nun der Herzog seiner ansichtig wurde, ging er raschen Schrittes auf ihn zu, riß ihm mit dem lauten Rufe: Schändlicher Verräther! den Orden von der Brust und Montmartin nahm ihm den Degen ab, zerbrach denselben und warf ihm die Stücke vor die Füße. Rieger stand wie voni Blitz getroffen und vermochte kaum die Worte zu stammeln: „Euer Durchlaucht sind falsch berichtet!" „„Nur zu gut berichtet!"" erwiederte der Herzog, stieß ihm mit dem Stock auf die Brust und rief zürnend: „„Fort mit dem schlechten Kerl!"" Und unter militärischer Bedeckung wurde er alsbald nach Hohen-Asberg und später nach Hohen-Twiel abgeführt. Ueber vier Jahre hatte er hier in einem unterirdischen Gefängniß die Qualen eines verschärften Gewahrsams zu tragen, ohne ein menschliches Antlitz zu sehen; dann erhielt er seine Freiheit wieder. 9 Jahre später, 1775 ward ihm gestattet, sich dem Herzog wieder zu nähern, der sein Unrecht — denn Jedermann war überzeugt, das; Montmartin durch Fälschung von Papieren, oder sonst einen Betrug, ihn zu Grunde gerichtet hatte — dadurch wieder gut zu machen suchte, daß er ihn zum Befehlshaber der Feste Asberg und zum Generalmajor ernannte, welche Stelle Rieger bis zu seinem Tode bekleidete. — Als mit der Zeit allmählig ein Umschwung der Dinge, namentlich durch Kaiser Josephs Ii. Einfluß in der Weise sich gestaltete, daß das Recht wieder Schutz fand, da bat Mvntmartin, „um kein Hindernis; der Wiederherstellung des vollkommenen Vertrauens zwischen Herr und Land zu sein", um seine Entlassung und erhielt dieselbe unter Entbindung von aller Verantwortlichkeit mit einem Jahrgehalt von 4000 fl. Zu gleicher Zeit entwich auch Wittleder, der keinen Schutz gegen die Rache des Landes zu finden hoffte, nach Heidelberg, wo er — ein von der Angst seines Ge- wissens gescheuchter Missethäter — sein, verächtlicher Knechtschaft und schändlichem Wucher gewidmetes Leben wenige Jahre spater endete. — Doch — auch wackere Männer schmachteten in den Felsengemächern auf Hohentwiel; so namentlich Johann Jakob Moser, geb. 1701, gest. 1798. Er ist unter den ächtpatriotisch gesinnten Biedermännern, welche in der Geschichte Württembergs uns entgegentreten, einer der berühmtesten. Geboren den 18. Januar I70i zu Stuttgart hatte er die dortigen Bildungs- anstalten aufs beste benützt, hierauf die Rechte studirt und war 1720 schon Professor in Tübingen. Später wurde er nach Wien berufen, wo er blieb, bis er 1736 als Geheimerath und Direktor der Universität zu Frankfurt a. d. O. in preußische Dienste trat. Im Jahr m, kehrte er ins Vater- land zurück und leistete demselben als Consulent der Landschaft die wichtigsten
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